Osterbotschaft - Frieden auf der Welt, aber welchen denn bitteschön?

Geopolitische Machtphantasien über Einflusszonen dreier Großmächte

Karfreitag - höchster Feiertag aller Christen! Warum? Weil ein „Ausnahmemensch“ (Jesus Christus) vor dem Angesicht „Gottes“ für die Menschheit gestorben, ist um sie ein für alle mal aller Schulden - für vergangene, gegenwärtige und zukünftige Taten - zu entledigen?


Das Bild ist einfach und doch gefährlich. Ein Sündenbock ist gefunden und man kann zur Tagesordnung übergehen. Der Initiator der christlichen Religion und ihrer Institutionen wäre heute über das Ergebnis seines Wirkens einigermaßen erstaunt: nichts hat sich in seinem Sinne geändert, im Gegenteil.


Das Problem ist die dogmatisch religiöse Installation eines „einmaligen“ Ausnahmemenschen, Gott gleich zur Rechten des Vaters, wie es die frühen Kirchenvertreter in ihren Konzilien verbindlich für alle Gläubigen festlegten. Die Dreieinigkeitslehre des Christentums - Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist - unternimmt alle Anstrengungen, etwas zu beschreiben, was jeglicher Beschreibung unzugänglich ist.


Was wäre, wenn Jesus Christus sich selbst gerade nicht als diesen Ausnahme-Menschen begriffen hätte, sondern vielmehr in seiner Person das wahre Menschsein vorleben wollte, unspektakulär, aber beschämend für jene, die an ein „weiter so“ glauben? Die Belege in der Überlieferung sind mannigfaltig, dass das so war,  und es gibt einige ehemalige Kirchenvertreter, Theologen, Psychiater und andere weise Menschen, die das ausgiebig vertiefen.


Jesus war verzweifelt über seine eigenen Jünger und Nachfolger, dass sie nicht auch wie er fähig zu wahrer Menschlichkeit waren - nichts anderes war seine Botschaft, nichts spektakuläres was Wundertaten betrifft, aber spektakulär, was eigenes Handeln für und mit anderen zusammen bewirken kann.


Werden wir konkreter und schauen uns die gegenwärtige Welt an.


Wir sehen einen Wladimir Putin in einer orthodoxen Kirche Kerzlein anzünden und gleichzeitig an einem Palmsonntag in Sumi/Ukraine mit seinen Iskanderraketen im Doppelschlag zivile Einrichtungen zerstören, doppelt, damit auch die herannahenden Hilfskräfte gleich mit getötet werden. An russischen Wesen soll die Welt genesen - Ruskij Mir!


Wir sehen einen Donald Trump, der von seinen MAGA Gefolgsleuten wie ein neuer Messias gefeiert wird, weil er bei einem stümperhaften Attentatsversuch eines Jugendlichen, von dem man merkwürdiger Weise nichts mehr hört, mit einem blutigen Ohr davongekommen ist. Gott hat ihn beauftragt die Welt zu retten mit „America First“.


In den sozialen Medien melden sich zu Ostern wieder allerlei Friedensprediger, die zu Friedensdemos aufrufen gegen Krieg, mitten in einem Krieg in Europa vor unserer Haustüre, ignorierend, dass sie bei uns dies können, während im Land des russischen Aggressors Putin bereits das Wort „Krieg“ im Munde zu Verhaftungen führt.


Willensbekundungen sind eine wichtige Sache, aber zielführende Handlungen wären eine bessere, und die Adressaten einer Friedensbotschaft wären vielleicht genauer zu benennen. Fehlanzeige! Es wird von Kriegstreibern gesprochen, wenn für die Verteidigung eines überfallenen Landes militärische Mittel von Verbündeten bereitgestellt werden. Dass ein „verbündet sein unter Waffen“ unser Europa seit dem 2. Weltkrieg wesentlich vor Kriegen bewahrt hat, wird verdrängt. Es gab ja wieder „Sündenböcke“, die sich eines Rüstungswettlaufs schuldig machten, den sie auch für unsere Schutzbedürftigkeit vollzogen haben. Man hat sogar im „Kalten Krieg“ versucht, diese Waffenarsenale wieder zu reduzieren, aber das Gleichgewicht zu wahren, bis man es nicht mehr wollte. Warum eigentlich? Weil man erkannt hat, dass das Sündenbock-Prinzip nicht gut funktioniert?


Es sind wieder falsche Träume in der Menschheit in den Fokus geraten: die Träume von Stärke und Macht über andere.  Das Modell Demokratie hat gerade immer weniger Zulauf und Autokratien geraten wieder mehr in den Fokus. Sind Demokratien zu anstrengend, ebenso wie humanistische Ideale? Man müsste dem vermutlich zustimmen.


Wolf Bierman hat über AfD- und BSW-Wähler und seine Brüder und Schwestern der ehemaligen DDR am 24. August 2024 in einem Interview mit der Zeitschrift ZEIT folgendes verlauten lassen: 


„ Die, die zu feige waren in der Diktatur, rebellieren jetzt ohne Risiko gegen die Demokratie. Den Bequemlichkeiten der Diktatur jammern sie nach, und die Mühen der Demokratie sind ihnen fremd.“


Er hat Recht und ich würde das noch erweitern: selbst jene, die nicht in einer Diktatur leben mussten, kriechen heute unter den Deckmantel eines bedingungslosen Pazifismus, und leugnen jegliche Verantwortung für humanistische Ideale,  selbst wenn demokratische Nachbarn mit Waffengewalt vor ihren eigenen Augen unterworfen werden sollen, und ein völkischer Genozid in der Ukraine durch Putins Truppen vollzogen wird. Es fallen Sätze und Aufrufe für Friedensdemos wie: „Ich bin nicht im Krieg mit Russland“ usw.. Man könnte das trefflich wie folgt benennen: „Heiliger St. Florian, verschon mein Haus zünd andere an“ oder, „wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Letzteres wäre die konsequente pazifistische Haltung: Unterwerfung unter den Stärkeren.


Selbst Donald Trump ist sich nicht zu Schade, den ukrainischen Präsidenten Selenskij anzuklagen, nicht Putin sondern er, der von Putin Überfallene, hätte den Krieg begonnen. Wie könne man gegen einen überlegenen Gegner kämpfen wollen und dann noch Waffen von anderen einfordern. Wo sind sie hin, unsere humanistischen Ideale? Sollen sie tatsächlich einer interessenorientierten Politik geopfert werden?


Nein, da finden gerade keine wirklichen Friedensverhandlungen unter Putin und Trump für die Ukraine statt, da wird eine Nation gegen ihren Willen im Sinne von geopolitischen Einflusszonen verschachert. Soll der Westen tatsächlich die Ukraine opfern, für einen Frieden, der eher für Friedhofsruhe steht? Putin hält an seinen Zielen fest seit seinen Forderungen an die NATO 2021: das Bündnis soll sich auf seine Positionen von 1997 zurückziehen: Polen, Ungarn und Tschechien wurden 1999 Teil der NATO, gefolgt von Bulgarien, Rumänien, Slowenien, der Slowakei und den Baltischen Staaten im Jahr 2004. Danach wurden Albanien, Kroatien, Montenegro und Nordmazedonien Mitglieder. Was wäre das dann wieder für ein „Europa“?


Die falschen Friedenspropheten sind nicht jene, die für die Wehrhaftigkeit einer freien Welt gegen ewig gestrige Despoten und Autokraten eintreten, sondern, jene, die sich von jenen einschüchtern lassen oder sie gar bewundern.


Bedingungsloser Pazifismus hat in Indien unter Mahatma Gandhi zwar funktioniert, freilich auch nicht, ohne Tote beklagen zu müssen, bei diesem passiven Widerstand, aber die Rahmenbedingungen waren andere: das humanistisch geprägte Großbritannien als damalige Besatzungsmacht konnte durch die von ihm angerichteten Massaker unter den passiv Widerstand Leistenden noch „beschämt“ werden und zum Einlenken gebracht werden, im Falle von Putins Russland kann man das sicher nicht erwarten.


Meine Osterbotschaft: Mut zu humanistischen Idealen, Ritterlichkeit und Eintreten für den Schwächeren, dem mit Gewalt Unrecht angetan wird. Europa benötigt ein „Bündnis der Willigen“, das breit ist, die erworbene Freiheit in Europa zur Not auch mit Waffengewalt und glaubwürdiger Abschreckung zu verteidigen. Drohungen von inhumanen Despoten dürfen uns nicht abschrecken, denn unsere Freiheit und unser Lebensstil der Toleranz gegenüber Andersdenkenden, aber auch der Intoleranz gegenüber Gewaltausübung durch Aggressoren, sind das Gebot der Stunde.


Im Bild oben werden drei geopolitische Einflusszonen dargestellt, bei denen Europa keine Rolle mehr spielen soll - ein realistisches Bild, wenn ich mich nicht täusche. Die Entscheidung lautet also nicht Krieg oder Frieden, sie lautet: Freiheit oder Sklaverei!

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