Eklat im Weißen Haus - Trump Administration leitet Wende im Ukraine Krieg ein

Es ist schon bemerkenswert, und vielen Kommentatoren ist dies aufgefallen, dass im Weißen Haus auf offener Bühne ein Gespräch zwischen zwei Staatsmännern ausgetragen wird  - Selenksij für die Ukraine, und eigentlich Trump für Amerika. Dass dabei Vizepräsident Vance auch noch eine Führungsrolle übernimmt ist ebenfalls bemerkenswert.


Wer die komplette Auseinandersetzung verfolgt hat (was ich habe!), kommt ins Nachdenken. Nicht nur die gefallenen Worte, sondern auch Gesten, Mimik und Habitus sprechen eine Sprache für sich.


Die Interpretationen dieses Gesamteindrucks unterscheiden sich natürlich im Netz hinsichtlich der jeweils argumentierenden Klientel: die einen sehen Selenskiy als unerhörten, respektlosen Bittsteller oder Bettelpräsidenten, der ohne Anzug und Manieren im Oval Office auftritt, die anderen sehen eine Trump Administration, die einen Bodenschätze Deal als Frieden und endlich notwendiges Ende eines von Putin veranlassten Angriffskrieges verkaufen wollen. Ich neige zu letzterem!


Die Tatsache das bereits beim Empfang Selenskijs durch Trump vor dem Weißen Haus letzterer hintergründig, abschätzig und respektlos bereits Bemerkungen zu Selenskijs Autfit von sich gibt, und dann auf offener Bühne einen Journalisten seiner Wahl die konkrete Frage stellen lässt, ob Selenskij als vermögender President sich denn keinen Anzug leisten könne, macht bereits die Intension dieser Trump Veranstaltung deutlich.


Selenskij tritt seit Beginn des Krieges vor allen Staatsmännern auch anderer Nationen immer in diesem Autfit auf: er ist ein Präsident im Krieg - soll er mit Schlips und Spitzenhäubchen für sein Volk auftreten wie jene im Oval Office, die eher „overdressed“ und „underskilled“ wirken?


Nebenbei sei bemerkt, dass kein geringerer als Winston Churchill angesichts der Aggression eines Adolf Hitler in diesem Weißen Haus bei einem Staatsbesuch am 3. Januar 1942 in einem Overall aufgetreten ist. "Siren suit" wurde das Kleidungstück genannt, weil es eigens für die englische Bevölkerung für den Gang in die Bunker designt wurde. Wenn nachts die Sirenen wegen der Angriffe der deutschen Luftwaffe aufheulten, konnte das Kleidungsstück schnell und unkompliziert über die Schlafanzüge gezogen werden. Churchill trug den "Sirene suit" während des 2. Weltkriegs häufig zu offiziellen Anlässen.


Doch zurück zu den gut gekleideten, „starken Männern“ der Trump Administration bei diesem Oval Office Spektakel, die scheinbar ganz genau wissen, was Anstand und Recht ist. Eine Sonderbehörde namens DOGE (Department Of Government Efficiency), die eigens für einen nicht gewählten Milliardär ins Leben berufen wurde, damit dieser wie mit einer Kettensäge die Bürokratie aus den Angeln hebt….oder sollte ich sagen die Demokratie?


Wir erleben einen Präsidenten, der keine einzige Kammer des amerikanischen Konkresses zum regieren mehr benötigt: man schreibt einfach ein Dekret nach dem anderen….erinnert mich doch stark an einen Monarchen, nur das Trump gar nicht als solcher auftreten kann, wie die Auseinandersetzung mit Selenskij zeigte, bei der nur sein Vize JD Vance noch eingreifen konnte. Ob mit Erfolg oder mit welchem, werden wir noch zu klären haben.


Fest steht, dass in Amerika gerade eine Demontage der Demokratie nach einem speziellen Drehbuch erfolgt:


Der Plan für dieses Vorgehen ist im „Project 2025“ fahrplanmäßig niedergeschrieben -„Mandate for Leadership -The Conservative Promise“: 


„Unser Ziel ist es, eine Armee von angepassten, überprüften, geschulten und vorbereiteten Konservativen aufzustellen, die sich ab Tag 1 an die Arbeit macht, um den administrtiven Staat zu zerlegen“


Und diese Mannschaft um Trump gibt sich nun als Friedensstifter, die scheinbar um den Weltfrieden besorgt sind, wenn Selenkij doch nur einsehen könnte, dass er sich Putin ausliefern sollte, für sein Volk? 


Genau dieses hat Selenskij getan: er würde als Präsident zurücktreten, wenn er dafür echte Sicherheitsgarantien für sein Land erhalten würde. Die Trump Administration will das aber nicht wirklich, das Konzept MAGA bedeutet für sie auch in dieser Frage Rückzug aus der Weltverantwortung, die jahrzehntelang durch alle Präsidenten der USA verfolgt wurde. 


Trump steht lieber auf Technokraten, und schart sie um sich. Er will die Cryptowährung wie genau diese Tech-Oligarchen auch, und Trump höchstpersönlich hat für sich Sammelkarten und für seine Melania aufgelegt, bezahlbar in Crypto.


Dass sich sein Chef-Berater Musk im „unangemessenen“ Autfit mit seinem Sohn auf den Schultern ständig im Oval Office rumtreibt, stört ihn an dieser Stelle wenig. Dass dieser Musk wie ein Harlekin oder Hofnarr auf Bühnen mit der Kettensäge herumspringt und im Social Media bereits als wahrer Präsident gefeiert wird, will er nicht wahrhaben, wie so vieles zuvor in seinem fragwürdigen Leben.

 

Zentrale Behörden der USA sind bereits mit Trump loyaler Inkompetenz besetzt worden. Sein Vize, JD Vance, selbst einst ein strikter Gegner von Trump, ist vom Paulus zum Saulus geworden. Dieser Vize reist auf die Münchner Sicherheitskonferenz und meint die EU wegen mangelnder Meinungsfreiheit an den Pranger stellen zu können und der Bundesregierung vorzuwerfen, eine Brandmauer gegen rechts sei antidemokratisch. Sollen wir uns von diesen Undemokraten tatsächlich die Demokratie erklären lassen?


Nein, diese Veranstaltung im Weißen Haus zeigt das neue Gesicht der aktuellen amerikanischen Adminsitration, die nur einem zuspielt: Putin. Jegliche Friedenswünsche sind geheuchelt und nichts anderes als Trojanische Pferde Putins, um Europa zu demontieren. Die deutsche Politik der „Ränder“ (links und rechts) ist geschmeichelt von dieser Art Heuchelei, leider.


Nein, wir können auf den einstigen Freund jenseits des Atlantiks, der uns nach dem Krieg noch zur Seite stand nicht mehr trauen, sowenig wie Putin! Das ist bitter, aber heilsam.


Hatte Macron noch bei Trump versucht durch Körperkontakt, betätscheln und freundlicher Mine diesen Narzissten geschickt auf seine Seite zu ziehen, so dürfte auch dies nun gescheitert sein. Macron wollte kurz nach Kriegsausbruch auch Putin beruhigen, indem man sein Gesicht wahren müsse. Es kam anders.


Es macht keinen Sinn im Sinne einer Psychotherapie Verständnis für ein Aggressionsverhalten eines Diktators entwickeln zu wollen, indem man in der Geschichte krampfhaft nach Gründen stochert, was man selbst als Westen denn alles falsch gemacht haben könnte. Vielleicht kann man das machen, wenn der Übeltäter verurteilt und bestraft ist, irgendwann währen oder nach dem Strafvollzug. Aber es ist unrealistisch, mit solchen Führern erfolgreich verhandeln zu wollen, leider. Die Betonung liegt auf „erfolgreich“. Schon sind wir bei der nächsten Frage: was eigentlich ist für uns - Europa und die Ukraine - erfolgreich?


Für die Ukraine ist das schnell beantwortet: Sicherheitsgarantien anderer Art als bisher, denn diese haben alle nicht geholfen. Mir fällt da nur die NATO-Mitgliedschaft ein, und ich kann nicht sehen, dass die NATO tatsächlich eine Bedrohung für Putin darstellt, wie er es selbst immer als politisches Druckmittel behauptet: es gab keine nennenswerte Widerrede von Ihm zum Beitritt von Schweden und Norwegen.

Und die Ukraine gehört in die EU und zwar rasch.


Für Europa und Deutschland ist klar, dass das Nachkriegs-Wohlbehütetsein durch die Amerikaner Geschichte geworden ist. Die atomaren Abschreckungsdoktrien Art. 5 des NATO-Vertrages sind bereits jetzt demontiert, und es muss eine nukleare Teilhabe in Europa mit Frankreich und Großbritannien vereinbart werden, leider.


Es gibt schon Gerüchte von Militärs, dass auch das wenig helfen würde, denn Amerika ist in den Befehlsstrukturen und technologischen Bedienstrukturen von militärischem Gerät stärker verzahnt als angenommen. Könnte es bereits zu spät sein? Ich hoffe nicht. Was wir aber gar nicht brauchen können, sind jene „Friedenstauben“, die nur ihren sicheren Taubenschlag kennen, noch nicht einmal als Brieftauben mehr geeignet sind und nicht müde werden, jegliche Nachrüstung mit allerlei Scheinargumenten zu verhindern. Diese „Friedenstauben“ sind „taub“ dafür, was Frieden in der gegenwärtigen Situation benötigt, nämlich: Stärke und Wille!


Das, was uns da neulich im Weißen Haus präsentiert wurde ist jedenfalls der Versuch einer inkompetenten Administration in den USA, einen Sündenbock Selenskij zu installieren, da man bereits bemerkt hat, dass Trump sein Versprechen eines Friedens auch nicht über Nacht wird einhalten können, angesichts der uneinsichtigen und unveränderten Maximalforderungen eines Imperators Putin: Zerstörung der Ukraine als selbstständiger Staat, Aufbau eines Vasallenstaates wie in Belarus nach dem Vorbild der ehemaligen UdSSR. Das Selenskij in der Tat in seinem Land auch Europa verteidigt, ist bei vielen leider noch nicht angekommen und dass ein Umschwenken der USA zu einer Täter-Opfer Umkehr eine untragbare Verhöhnung der souveränen Ukraine darstellt, die seit über drei Jahren erfolgreich ums Überleben kämpft. „Überleben“ ist aber kein Leben, und ein „Diktatfrieden“ ist auch kein Frieden!


Putin setzt bereits ca. 10% seines BSP für Kriegswirtschaft ein. Und allen jenen, die zu Recht darauf hinweisen, dass er militärisch in der Ukraine so gebunden ist, dass er keine Kraft mehr habe, bis ans Brandenburger Tor vorzudringen, sei gesagt: bei einem Diktatfrieden für die Ukraine sind die jetzt noch gebundenen, russischen Streitkräfte wieder freigesetzt für anderer Überfälle, also für etwas, was einem Imperator zur „Befriedung“ des eigenen Volkes nur noch übrig bleibt. Und diese russische Armee hat von der ukrainischen gelernt und träfe dann auf eine kaputtgesparte NATO.

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