Kurzes Fazit vorneweg ….wenn wir nicht gegensteuern, landen wir dort, wo östliche Autokratien gerade sind oder noch hinwollen: Scheindemokratien (Wahlen ohne Mitbewerber) und Oligarchien (mächtige und/oder reiche „Männer“ (es sind immer nur Männer!) bestimmen, was gemacht wird nach dem Motto „Eigeninteresse vor Volksinteresse“!
Die Demokratie in Amerika erodiert gerade mit der Wahl eines Donald Trump und in Europa geraten die alten Demokratien durch rechtsextreme Strömungen, unterstützt von einem defakto russischen Cyberkrieg, erheblich unter Druck.
Der überfällige und aufkeimende Wunsch nach Bürokratieabbau und Wirtschaftskraft transformiert sich gerade in einen Wunsch, bestehende Institutionen der demokratischen Staatsgebilde wegen Ineffizient einfach abzuschaffen.
Technokraten im Großen (Elon Musk) und Kleinen (Lindner) sehen die Lösung aller Probleme in der Wissenschaft, leider nur in den MINT orientierten, Soziologie und Psychologie bleiben dabei auf der Strecke.
Elon Musk zum Beispiel ist ein Visionär, der wenig an Problemlösungen auf unserer Erde interessiert ist, er träumt von einer Zukunft der Menscheit auf fernen Planeten und an einen Chip-optimierten Menschen. Warum also überhaupt noch soviel Energie in die diesen alten Planeten und sozialpsychologische Überlegungen stecken, um die Zustände auf dieser Erde zu verbessern? „Lasst mich mal tun, was mir vorschwebt, und alles wird gut“. Trump hat das erkannt: er hat einen Fürsprecher für seine Destabilisierungspolitik gefunden: erstmal alles herkömmliche, z.B. die gegenwärtigen Eliten in demokratischen Institutionen, zerschlagen, dann sehen wir mit willfährigen, neuen Eliten schon weiter.
Aber genau diese beiden - Trump und Musk - sind herausragende Beispiele für psychosoziale Fehlentwicklungen.
Trump, ein selbstgefälliger Egomane und Narzisst, der von seinem damaligen New Yorker Anwalt gelernt hat, auf die Lüge zu vertrauen, einfach Dinge zu behaupten und nie Fehler oder Schuld einzugestehen….immer Angriff nach vorne.
Musk, der seine Projekte ungeachtet der Belange seiner Mitarbeiter durchzieht, und der durch die Ablehnung seiner Transtochter Vivian Wilson ein Trauma erlitten hat, dass ihn sich radikalisieren ließ, sucht sein Heil nun in Verschwörungstheorien und Science Fiction Lösungen, vielleicht auch in Drogen.
Man redet inzwischen in Amerika wieder, wie Putin auch, offen über neue Grenzverschiebungen und „Sicherheitszonen“ wie Grönland und Panama und selbst Kannada is kein Tabu. Ein neues Amerika, dass der Aufteilungen des Welt-Kuchens in Einflusszonen durch Xi und Putin durchaus einen gewissen Charme abringen kann.
Multilaterale Menschheitsorganisationen wie WHO und UN verlieren Bedeutung und Respekt, eine regelbasierte Weltordnung wird durch regelbrechende Autokraten attakiert. Jeder macht seine eigene Regeln innerhalb seiner Machtsphäre…. Menschenrechte, Minderheitenrechte werden mit Füßen getreten, Umweltschutz, Klimaschutz werden als nicht menschengemacht ignoriert…..zur Not ist da ja noch der Mars.
Einfache Antworten, wenn auch mit komplexer Technik, sind Mode geworden, Vokeness (Wachsamkeit für Diskriminierung und Misstände) wird verachtet. Social Media wird als Propagandaschleuder missbraucht, und unter dem Schutzschirm der „Meinungsfreiheit“ finden Beleidigungen, Diffamierungen und sogar Drohungen statt.
Die noch verbleibenden Demokratien mit ihren über Jahrhunderte erkämpften Werten mutieren zu „kleinen gallischen Dörfern“, die noch zu retten versuchen, was zu retten ist - nur der „Zaubertrank“ fehlt leider.
Der fehlende Zaubertrank wäre ein wachsendes „Wir-Bewusstsein“ auf diesem Planeten, Zivilcourage im Privaten wie im Öffentlichen und weniger Selfi- und Sensationslust als passive Beobachter.
Sicherheit ist wieder ein Thema in diesen Tagen kriegerischer Bedrohungen Europas geworden. Wer das noch ernsthaft leugnet, lebt offensichtlich in einer unrealen Blase irgendwelcher Ideologien. Man ereifert sich über steigende Militärausgaben, Waffenlieferungen an überfallene Nachbarstaaten, und frönt einem Parasitenpazifismus: kriegstreiberische Transatlantiker würden sich als Vasallen der USA gebärden…..aber den atomaren Schutzschirm der USA „genießt“ man dennoch, oder man träumt davon, Putin sei ansich doch ein lieber Mensch, den der Westen mit seiner Osterweiterung nur provoziert habe. Da schlägt jemand brutal um sich, und erfährt das Mitgefühl der Sofapazifisten. Die vom russischen Angriffskrieg Geschlagenen und Geschundenen werden gleich mit diffamiert als: ihr seid auch nicht besser als die Angreifer was Korruption und Machtmissbrauch betrifft. Äpfel werden mit Birnen verglichen, es findet eine Täter-Opfer Umkehr statt, ohne rot zu werden.
„Gib dem Affen Zucker“ oder aktuell: „gib Putin endlich die Ostukraine“, obgleich er deutlich sagt, dass er die gesamte Ukraine will und seine Aggression nicht einstellen wird. Eine Aggression, die kein Rachefeldzug gegen den Westen ist, weil dieser etwa Fehler begangen hätte, nein, sondern weil Putin wieder eine Sowjetunion inthronisieren möchte, die er seit Gorbatschow so schmerzlich vermisst, mit einem klaren ideologischen Konzept „Ruski Mir“ und dem Chefideologen Alexander Dugin.
Ein Donald Trump folgt diesem Beispiel mit seinem Slogan MAGA: Make Amerika great again“. Auf einmal will wieder jeder „groß“ sein, weil es ihm schlecht geht? Warum es ihnen wirklich schlecht geht, soweit geht die Diagnose gerade aber nicht. Einfache und schnelle Antworten, nicht demokratisch abgestimmt, sondern per Dekret angeordnet, ob vom russischen oder amerikanischen Präsidenten. „Schöne“ Zeiten kommen auf uns zu, und jene, die sie mitbereitet haben, werden es noch zu spüren bekommen: „das wird ein Heulen und Zähneklappern“!
Wir Deutschen haben das bereits am eigenen Leibe erfahren und es hat sich uns eingebrannt - eigentlich. Aber die Halbwertszeit schlimmer Taten wird nach wie vor unterschätzt. Auch Europa schreit wieder nach „starken Männern“, oder diese rufen sich selbst als solche aus: Orban, Fico und wie sie alle heißen mögen. Diese Männer lassen sich von Europa bezahlen und wollen es gleichzeitig schwächen.
Aber auch „starke Frauen“ fühlen sich berufen: eine Alice Weidel und eine Sahra Wagenknecht. Erstere wird durch den reichsten Mann der Welt hofiert, letztere trauert ihrer alten DDR nach, und versucht analoge Parteistrukturen wieder zu etablieren. Erstere merkt erst gar nicht, dass es Elon Mask gar nicht um die Inhalte der AfD geht, sondern um eine Destabilisierung europäischer Regierungen - sie wird ganz einfach nur instrumentalisiert und fühlt sich und ihre Partei auch noch geschmeichelt. Letztere heimst Lob vom Kreml ein und merkt ebenfalls nicht, was dessen Intension ist. Kluge Frauen, die dumpfer Machtpolitik erlegen sind, und lediglich populistischer Kritik an etablierten Parteien frönen.
Also, die Welt ist nicht nur komplizierter geworden, sie ist auch brutaler und rücksichtsloser geworden. Polarisierung steht auf der Tagesordnung und das Recht des Stärkeren ist wieder auf dem Vormarsch, Rechtsstaatlichkeit ist unnötig, ja, sogar hinderlich.
Ob all jene, die heute den starken Männern zujubeln, schon erkannt haben, was daraus zwangsläufig für sie selbst folgt? „Erlaube dir bloß keine Schwäche, sonst wirst du abgeschafft“: nach einer Abschiebewelle fremder Ethnien erfolgt dann die Selbstreinigung des „Stammvolkes“ von schwachen, kranken, behinderten und „andersartigen“ Subjekten. Man nennt das Euthanasie. Alles schon dagewesen.
Wer nach Stärke ruft, kann mit Schwäche nicht umgehen. Das Ende des Sozialstaates wird eingeleutet, es zählt nur noch Leistung. Wer sie nicht erbringt, ist verzichtbar.
Wann verkommt Meinungsfreiheit zur Propaganda? Manipulation ist das Lösungswort. Ist eine Wahlempfehlung eines Superreichen oder eines Superintelligenten eine bloße Meinungsäußerung, oder schon eine Manipulation? Beim Lobbyismus wird nach Kontrolle gerufen, weil Machtgruppen auf Entscheidungsträger am Volk vorbei einwirken. Wenn diese aber sogar als Oligarchen zu verschmelzen beginnen, macht man die Augen zu?
Hinderliche Eliten werden nicht abgeschafft, sie werden ersetzt durch eigene, ob in Washington oder Moskau. Trump hat per Dekret kurz nach seiner Amtseinführung bereits alle gewaltbereiten Rebellen und Stürmer des Kapitols vom 6. Januar 2021, seine „proud boys“, von ihren Haftstrafen begnadigt, alle! Er hatte sie seinerzeit dazu aufgestachelt, weil er seine damalige Wahlniederlage nicht akzeptieren konnte. Er verdrückte sich auch bei der Amtsübergabe an Joe Biden damals. Umgekehrt hat Biden ihm nun die Amtsgeschäfte übergeben, wie es sich eigentlich für einen Wahlverlierer in einer Demokratie gehört. Eigentlich müßte Trump die Schamesröte ins Gesicht steigen, stattdessen zeigt er belustigt einen Brief Bidens an seinen Nachfolger, den er im Oval Office aus einer Schublade fingerte mit dem Kommentar. „wollen wir ihn vielleicht zusammen lesen?“. Anstand ist einer erbarmunglosen Arroganz gewichen in Amerikas Regierungssitz. Selbstherrliche Machtdemonstration per Präsidentendekrete werden unter Beifall seiner Claqueure in Szene gesetzt: „wenn ein Clown in einen Palast zieht, wird er nicht zum König. Der Palast wird zum Zirkus“ (türkisches Sprichwort).
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