Blaupause für Ukraine: die Sudetenkrise 1938!

Mir sind anhand der öffentlichen Diskussionen um die Ukraine historische Parallelen aufgefallen.


Derzeit meint sogar der Papst die Ukraine zur Aufgabe (weiße Fahne) überreden zu müssen, um weitere Tote in einem sinnlosen Krieg zu verhindern. Ob der Krieg sinnlos oder der Sieg der Ukraine hoffnungslos ist, sei dahingestellt. Würden wir in einer Welt reifer Menschen leben, würde ich auch sagen: Krieg ist sinnlos - aber so weit sind wir leider noch nicht!


Viele der selbsternannten „Pazifisten“ stimmen dem Papst zu, egal ob von linken oder rechten politischen Kräften - erstaunlich!


Es gab in den 30er Jahren, also als Einleitung der großen Katastrophe 2. Weltkrieg, bereits ein vergleichbares Verhalten der Politik. Champerlains Appeasementpolitik der „Beschwichtigung“ Hitlers. Es ging damals in der sogenannten „Sudentenkrise“ um deutsch Stämmige Separatisten in der neu gegründeten Tschechoslowakei. Diese Deutschen fühlten sich von den Tschechen unterdrückt und entwickelten nationalsozialistische Ideen wie in Hitler-Deutschland. Bald fanden Verbindungen statt. Mit der „Angliederung“ Österreichs eilte auch hier Hitler seinen deutschsprachigen Volksgenossen im Sudetenland zur Hilfe, und jene öffneten bereitwillig ihre Arme den Führer zu empfangen. Das war das Ergebnis des Münchner Abkommens, welches von Hitler 6 Monate später mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges gebrochen wurde.


Kommt uns das bekannt vor?

Ich werde einen guten Artikel der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) zitieren, der die damaligen Vorgänge erklärt, und vorab einen Vorschlag machen, wie damalige Beteiligte heute im Ukrainekrieg zu besetzen wären:


Tschechoslowakei = Ukraine

Sudetenland = ostukrainische Separatisten

Hitler = Putin

Chamberlain = Putin-Freunde


Der Artikel des bpb:


„Das Münchener Abkommen von 1938 – der gescheiterte Versuch, Hitler zu beschwichtigen“


Am 29. September 1938 trafen sich die Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien, um über das Ende der "Sudetenkrise" zu verhandeln. Eine "Appeasement-Politik" sollte den Frieden in Europa auf Kosten der Tschechoslowakei sichern. Ein historischer Irrtum.

Münchner Abkommen: (v.l.n.r.) der britische Premierminister Neville Chamberlain, der französische Premierminister Edouard Daladier, Adolf Hitler, Benito Mussolini und der italienische Außenminister Graf Galeazzo Ciano, 29.09.1938. (© picture-alliance/AP)

Als die Tschechoslowakei nach Ende des Ersten Weltkrieges 1918 entstand, lebten zahlreiche verschiedene Ethnien in dem neu gegründeten Staat: Tschechen und Slowaken, die vornehmlich in der Südslowakei ansässigen Ungarn, verschiedene ostslawische Völker in der Karpatenukraine und einige wenige Polen, Rumänen und Kroaten. Die größte Minderheit bildeten die rund drei Millionen

Sudetendeutschen.


Nach dem "Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich im März 1938 grenzten die Gebiete der Sudentendeutschen fast ausnahmslos ans Deutsche Reich.


Wie es zur "Sudentenkrise" kam


Eine Schlüsselfigur im Vorfeld der sogenannten Sudentenkrise war

Konrad Henlein.


Im Jahr 1933 hatte er die Gruppierung "

Sudetendeutsche Heimatfront" gegründet, die sich auf Druck der tschechoslowakischen Regierung wegen der völkischen Konnotation des Namens zwei Jahre später in "Sudetendeutsche Partei" umbenennen musste. Teile der Gruppierung standen von Anfang an in Kontakt mit der

NSDAP in Deutschland, spätestens ab 1937 bekannte sie sich offen zum

Nationalsozialismus und forderte von der tschechoslowakischen Regierung mehr Autonomie für die Minderheit der Sudentendeutschen.

Hitler nutzte die "Sudentendeutsche Partei" als Instrument: Auf Anweisung der Nationalsozialisten verabschiedete die "Sudetendeutsche Partei" im März 1938 ihr "Karlsbader Programm“, das weitgehende Autonomierechte für das deutschsprachige Siedlungsgebiet forderte. Aus Berliner Sicht war das Programm allerdings nur eine Durchgangsstufe für die angestrebte völlige Auflösung des tschechoslowakischen Staates. Die Nationalsozialisten instrumentalisierten die Spannungen zwischen der deutschen Minderheit und der tschechoslowakischen Regierung propagandistisch.

Mit Hinweis auf das "Selbstbestimmungsrecht" der deutschen Minderheit hatte Hitler immer wieder die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete gefordert und mit militärischer Gewalt gedroht. Aus dem Hoßbach-Protokoll, das eine Besprechung Hitlers mit einigen seiner Minister in der Reichskanzlei am 5. November 1937 zusammenfasst, geht hervor: Hitler hatte schon frühzeitig den Plan gehabt, die Tschechoslowakei für seine territoriale Expansionspolitik nutzen zu wollen und das Land aus diesem Grund auch militärisch anzugreifen. Er rechnete damit, dass Großbritannien und

Frankreich die Tschechoslowakei nicht schützen würden. Wörtlich heißt es in dem Protokoll: "An sich glaube der Führer, daß mit hoher Wahrscheinlichkeit England, voraussichtlich aber auch Frankreich die Tschechei bereits im Stillen abgeschrieben und sich damit abgefunden hätten, daß diese Frage eines Tages durch Deutschland bereinigt würde."


Bewusste Eskalationstaktik


Die "Sudetenkrise" führten die Nationalsozialisten so bewusst herbei. In seiner Abschlussrede des Reichsparteitages am 12. September 1938 unterstellte Hitler der tschechoslowakischen Regierung "unverschämte Misshandlungen" gegenüber der deutschen Minderheit und behauptete, die Sudetendeutschen seien vom Staat für "vogelfrei" erklärt worden und würden von den Tschechen "vergewaltigt und gequält". Hitler verhöhnte in seiner Rede die Demokratie in der Tschechoslowakei und kündigte unter dem Jubel der Parteitagsbesucher an, dass seiner Regierung das Schicksal der Sudetendeutschen "nicht gleichgültig" sei.

In Großbritannien fand die Idee einer Politik des "Appeasement" (deutsch: Beschwichtigung) in Premierminister Neville Chamberlain derweil einen prominenten Anhänger. Dahinter steckte die Annahme, dass es in der Außenpolitik Deutschlands ein Zusammenspiel zwischen friedlichen "Moderaten" und kriegerischen "Extremisten" gäbe. Mit einer Politik der Zugeständnisse wollte Chamberlain die eher "Moderaten" in ihrer politischen Auseinandersetzung mit den "Extremisten" bestärken.


Verhandlungen ohne die Tschechoslowakei


Noch während Chamberlain erste Gespräche über eine Lösung der "Sudetenkrise" führte, besetzten sudetendeutsche Freikorps die grenznahen Städte Eger und Asch. Am 22. September 1938 bot Chamberlain auf der Godesberger Konferenz an, Hitlers Forderung nach einer Abtretung der Gebiete, in denen mehrheitlich Deutsche lebten, nachzugeben. Hitler aber weitete seine Forderungen aus, u.a. sollte die Räumungsfristen der Sudentendeutschen-Gebiete verkürzt werden. Frankreich und die Tschechoslowakei reagierten mit militärischer Mobilisierung. Und auch Deutschland ließ Divisionen vorrücken. Die Gefahr eines Krieges lag erneut in der Luft.

Auf Vermittlung Italiens trafen sich daraufhin Hitler, Chamberlain, Benito Mussolini und der französische Premierminister Edouard Daladier am 29. September zur Münchener Konferenz, auf der in der Nacht zum 30. September das Münchener Abkommen unterzeichnet wurde. Die Tschechoslowakei, über deren Zukunft verhandelt wurde, war nicht eingeladen.

Das Abkommen war eine gemeinsame Vereinbarung zwischen Deutschland, Großbritannien, Italien und Frankreich über die Prinzipien der, so wörtlich, "Abtretung des sudetendeutschen Gebiets" an das Deutsche Reich. Viele Sudetendeutsche waren begeistert, sie empfanden, im neu gegründeten Staat massiv benachteiligt worden zu sein. Die von der tschechoslowakischen Regierung versprochene Selbstverwaltung wurde tatsächlich nie gewährt, im öffentlichen Dienst wurden zahlreiche deutschsprachige Beamte durch Tschechen ersetzt, die Arbeitslosigkeit war im Sudetengebiet besonders hoch.


Weitere Gebietsforderungen


Bereits am 1. Oktober 1938 hatte die "Räumung" des Sudetenlandes zu beginnen (Artikel 1). Italien, Großbritannien und Frankreich vereinbarten, dass diese "Räumung" durch die tschechoslowakische Regierung bis zum 10. Oktober abzuschließen sei, und zwar "ohne die Zerstörung irgendwelcher bestehenden Einrichtungen" (Artikel 2).

Das Münchener Abkommen war der Anfang vom Ende der ersten tschechoslowakischen Republik. Bereits am 2. Oktober besetzte

Polen das Olsagebiet rund um Teschen. Die wirtschaftlich bedeutende Stadt (polnisch: Cieszyn, tschechisch: Těšín) war nach dem Zerfall des Habsburgerreichs und einem kurzen Grenzkrieg zwischen Polen und der Tschechoslowakei geteilt worden.


Ungarn wiederum beanspruchte die Südslowakei und die Karpatenukraine für sich. Deutschland machte sich die Forderungen zu Nutze und vermittelte gemeinsam mit Italien den so genannten "Ersten Wiener Schiedsspruch" vom 2. November 1938, in dem die Aufteilung der Slowakei und der Karpatenukraine beschlossen wurde: Jene Gebiete, die bei der letzten österreich-ungarischen Volkszählung von 1910 eine ungarische Bevölkerungsmehrheit aufwiesen, sollten von der Tschechoslowakei abgetreten werden.


Es dauerte nur sechs Monate, bis das Münchener Abkommen gebrochen wurde


In Deutschland gab es indes zu diesem Zeitpunkt bereits Pläne, die "Rest-Tschechei" militärisch zu besetzen. Am Morgen des 15. März 1939 marschierten deutsche Truppen unter Bruch des Münchener Abkommens in Tschechien ein und entwaffneten die dortige Armee.

Die Besetzung der "Rest-Tschechei" markiert zugleich das Scheitern der britischen Appeasement-Politik: Hitler hatte sich keineswegs durch Zugeständnisse besänftigen lassen.

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