Frau Wagenknecht und das Sterben im Krieg

Krieg ist schrecklich und es sterben Menschen, es wird vergewaltigt, und ggf. vorhandene demokratische Ausrichtungen werden aufgegeben und Humanität in Inhumanität verwandelt - daher muß Krieg beendet werden durch Verhandlungen.


So läßt sich der aktuelle Standpunkt von Sahra Wagenknecht in der Situation einer von Putin mit Waffengewalt überfallenen Ukraine beschreiben.


Diese allgemeine Aussage zum Krieg teilt glaube ich jeder, nur während eines tobenden Krieges sieht das die überfallene Seite, und sicher nur diese, natürlich ganz anders, oder? Putin wird allerdings dieser pazifistischen Einschätzung zum Krieg sicher nicht folgen, im Gegenteil. Er und sein Regime machen keinen Hehl daraus, im Rahmen seiner neoimperialistischen Politik Grenzen in Europa wieder verschieben zu wollen.


Frau Wagenknecht insistiert daher: aber man muß doch auch mit Despoten um Koexistenz ringen und daher Verhandlungen anbieten. 


Klingt doch logisch. Aber ist so ein Verhandlungsvorschlag auch zielführend? Und wer soll die Verhandlungsinitiative eigentlich ergreifen? Wie sagt der Volksmund so schön: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“…bis vor kurzem war unser „Brot“ noch günstiges, russisches Gas und der Deutsche Michel jammert derweil über die wirtschaftlichen Einbußen, die dieser Krieg auch für „Unbeteiligte“ nun zeitigt.


Ich habe Frau Wagenknecht auf der „X“ Plattform daher eine Frage gestellt, da sie nicht müde wird, ein Verhandlungsangebot für einen Waffenstillstand an Putin als notwendigen  „Test“ zu verstehen, den er dann annehmen könne oder eben nicht, und dann würde man schon weiter sehen:


„Warum macht eigentlich umgekehrt Herr Putin der Ukraine kein Angebot der Form: Ihr akzeptiert die aktuellen Grenzen an der Front und ihr lasst euch keine Waffen vom Westen mehr liefern und wir stellen unsere Kampfhandlungen ein?“


Diese gedankliche Umkehrung der Verhandlungsinitiative zeigt nämlich deutlich, dass ein solches „Test-Ansinnen“ einer hilflosen Rechtfertigung gleichkäme, eine fehlende Verhandlungsbereitschaft auf seitens Putins nicht wahrnehmen zu müssen, der ja zumindest verbal Verhandlungsbereitschaft signalisieren würde, wärend die Ukraine dies per Dekret ja ausgeschlossen habe. Putin Originalton: „ich bin ja verhandlungsbereit, nur die Ukraine hat per Dekret ja Verhandlungen ausgeschlossen“.


Umgekehrt kann Putin aber auch nicht über die inzwischen annektierten, ukrainischen Gebiete als Verhandlungsmasse verhandeln, denn dann würde er ja gegen die russische Verfassung verstoßen.


Schöne logische Welt…Frau Wagenknecht befragt Soldatenfrauen in Deutschland und kennt die Beweggründe von 600.000 ukrainischen Männern, die nicht eingezogen werden können, weil sie sich in Europa aufhalten, weil sie keinen Krieg mehr wünschen und nicht „verheizt“ (Ausdruck Frau Wagenknecht) werden wollen,  und Kriegsreporter andererseits befragen Soldaten in den Schützengräben und Frauen in der Ukraine und kommen zu einem anderen Ergebnis: sie wollen zwar auch keinen Krieg mehr, jedoch wollen sie sich auch nicht einem Despoten unterwerfen.


Auf die Frage, warum sie (Frau Wagenknecht) denn nicht auch mal in die Ukraine reisen wolle, um diese anderen Antworten auch mal persönlich zu hören, antwortet sie stereotyp: „ich begebe mich doch nicht in Todesgefahr“, der ehemalige Botschafter habe ihr ja schließlich gedroht.


Und natürlich: die Ukraine ist ja selbst gespalten in Ukrainer und Prorussen und das war sie schon immer, gerade in der Ostukraine. Gerade diese Russen in der Ukraine wurden nach Frau Wagenknecht umgekehrt durch die ukrainische Regierung schickaniert: die russische Sprache wurde verboten, Schulbücher verbrannt. Ja Frau Wagenknecht: wenn man genau hinschaut, findet man in jedem Apfel einen Wurm. Warum aber schauen sie so scharf und einseitig auf den ukrainischen Apfel statt auch auf den russischen?

Ist der russische Apfel von den Würmern bereits derart zerfressen? Währet den Anfängen? Die EU überwacht in der Ukraine aber die Demokratieentwicklung (und sie kann und darf das!) und die Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung, oder?


Wer aber nicht will, der hat eben schon…eine vorgefasste Meinung nämlich, die man ideologisch eben haben möchte.


Ich jedenfalls sehe bei diesem Konflikt nur einen Kriegstreiber, und der sitzt im Kreml und hat jede Menge Nutznießer um sich sitzen, um diese Kleptokratie am Laufen zu halten.


Und ja: wir könnten durch geeignete Waffen - z.B. den Taurus Marschflugkörper - Putins Armee empfindlich treffen, so empfindlich, dass er in seinem „Wahlkampf“ in Bedrängnis kommen könnte. Wer redet also vom Gewinnen eines Krieges durch die Ukraine? Ich rede von einem erfolgreichen Zurückschlagen eines Aggressors, der ansonsten seinen Expansionsdrang maßlos fortsetzen würde.


Eine letzte Frage an jene, die Angst vor einer Eskalation durch Putin haben, weil wir der Ukraine beistehen:


Welche Gefahr für einen 3. Weltkrieg ist größer: Putin gewähren zu lassen, oder ihm mit seinen eigenen Mitteln Grenzen aufzuzeigen?


Um kein Missverständnis über die wahren Ziele im Kreml aufkommen zu lassen:


Der ExPräsident von Russland und derzeit aktuell stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation meldet sich wieder zu Wort:


„In einem Interview am 22.1.24, das auf Telegram veröffentlicht wurde, sprach er sich für eine Annexion der ukrainischen Hafenstadt Odessa aus. Er behauptete, dass die Stadt aufgrund ihrer Sprache, Geschichte und der dort lebenden Bevölkerung eindeutig russisch sei. „Das ist unsere russische Stadt“, betonte Medwedew. Aber er ging noch weiter und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die ukrainische Hauptstadt. Er deutete an, dass auch Kiew irgendwann erobert werden müsse, so der enge Vertraute von Wladimir Putin. Der Präsident selbst hatte Odessa bereits mehrfach als russische Stadt bezeichnet, jedoch nicht so eindeutig auf Fragen zu einer möglichen Eroberung der Schwarzmeer-Metropole geantwortet wie Medwedew.“ (Auszug Frankfurter Rundschau, Nail Akkoyun)

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