„Wer nichts weiß, lügt besser“ lautet ein aktueller Artikel der Stuttgarter Zeitung am 18.11.23 von Andreas Geldner. Besser kann man nicht beschreiben, was gerade in der politischen Landschaft auf der Welt und dem sich in ihr ausbreitenden Populismus geschieht.
Einen ersten Höhepunkt erreichte diese „Dummheit“ in den USA durch die Wahl des damaligen Präsidenten Trump. Wissenschaft und Faktenbasierung der politischen Eliten ist seit dem verpönt und der „kleine Mann der Strasse“ bestimmt mit seinem Ärger und seinem Bauchgefühl die politische Stimmungslage, die von Ignoranz gegenüber Wissenschaft und Wahrheit geprägt ist. Ignoranz ist die aktive Weigerung, sich unbequemen und das eigene Weltbild hinterfragenden Erkenntnissen zu stellen.
Zweifel bei ihrem Handeln haben nur noch die Intellektuellen, die „Dummen“ und Ignoranten hingegen geben sich immer selbstbewusster. Ob man sich die amerikansichen Republikaner anschaut oder die deutsche AfD: der Antiintellektualismus treibt seine Blüten. Dabei spielt oft auch keine Rolle, was der Intelligenzquotient mancher Individuen des Populismus eigentlich verhindern könnte, denn die Neigung zu einfachen Lösungen in komplexen Situationen ist einfach zu sexy.
Betrachtet man z.B. das arrogante Auftreten einer ehemaligen Unternehmensberaterin und Volks- und Betriebswirtin und nun Ko-Vorsitzenden der AfD, Alice Weidl, die seinerzeit über die Zukunft des chinesischen Rentensystems promovierte, wird einem klar, was man mit Eliten auch meinen kann: „summa cum laude“ ist alleine offensichtlich kein Garant dafür, Fakten und Wahrheiten richtig einordnen zu können. Die unbequeme, komplizierte Auseinandersetzung mit der Realität ist eben eher mit dem Schleier der Ignoranz zu ertragen, dem es gleichgültig ist, ob in China ein Fahrrad umfällt.
Nun, Donald Trump kann dieser Frau intellektuell sicher nicht das Wasser reichen, muss er aber auch nicht, denn Intellekt und gesunder Menschenverstand ist inzwischen in weiten Teilen der Gesellschaft „unsexy“ geworden. Es zählt wieder das Bauchgefühl mehr, oder sollte ich sagen: die Stammtischmeinung? Man muss nur „ganz seiner eigenen Meinung sein“ um als Donald Trump erneut zum Präsidenten der USA gewählt werden zu können. Der etablierte Kapitalismus unterstützt dies noch durch einen Verkaufs-Journalismus von z.B. FOX NEWS, dessen Antrieb weniger in der Verbreitung von gut recherchierten Wahrheiten als vielmehr im schnellen Einsacken von Geldern für das Verbreiten von Fake News liegt.
Ich habe mich hier bereits in einigen Beiträgen über die Problematiken Narzissmus, Fakenews, Desinformation und Populismus und deren Untergrabung der Demokratie geäußert, aber der aktuelle Artikel der Stuttgarter Zeitung zeigt, dass dies nicht nur meine persönliche Meinung ist.
Es werden inzwischen Stimmen lauter, die nach einer allgemeinen „Volksaufklärung“ über den Umgang mit Nachrichten rufen, auch darüber habe ich bereits berichtet. Die Bildung in unseren Schulen darf nicht nur die technischen Aspekte eines Faches „Informatik“ im Sinne der MINT-Fächer hervorheben, sondern vielmehr auch die Tatsache, wie man mit der eigenen, persönlichen Informationsverarbeitung richtig umgehen sollte: was wird behauptet, wie sicher ist die Informateion, von wem stammt sie, was könnten die Motive des Urhebers sein, handelt es sich um Fakten oder Meinungen, gibt es vertrauenswürdige Referenzen etc.?
Früher wurde noch im Gemeinschaftsunterricht besprochen, dass man verschiedene Zeitungen lesen sollte. Heute aber wird eben schnell mal im Handy gedaddelt, und eine sich in die eigenen Vorurteile gut integrierbare Fakenews als Popup wird ebenso schnell weitergeleitet - ohne weitere kritische Prüfung …..so wichtig ist das einem dann doch auch nicht…..aber der daraus resulstierende Schaden für die Gemeinschaft ist immens!
Die Oberflächlichkeit im gegenseitigen Umgang miteinander hat zugenommen, ebenso wie die Oberflächlichkeit des Informationskonsums. Man ist geradezu auf reißerische Informationen aus, auf den Informationskick, egal welcher Wahrheitsgehalt sich dahinter auch verbergen mag. In diese Informationsdekadenz des „Westens“ reiht sich nahtlos die Informationspropaganda des inzwischen kriegerischen „Ostens“ ein. Man weiß schlicht nicht mehr, was wirklich richtig und falsch ist, man meint es all zu schnell zu wissen und man denkt immer weniger über die Konsequenzen eigenen Handelns nach, auch und gerade im Internet. Respekt und Verantwortung geraten ins Hintertreffen angesichts spektakulärer „Likes“ für Nichtigkeiten.
Man hat als westlicher Intellektueller pötzlich mehr Verständnis für die Verletzung der Sicherheitsinteressen eines Staates, der sich seit Jahren in eine Klepto- und Autokratiekratie verwandelt hat, in dem bereits Schüler nun an der Waffe unterrichtet werden, die Rüstungsindustrie boomt, die Informationsfreiheit auf Null geschrumpft ist, als für die Wahrnehmung der wirkliche Bedrohung, die durch solch einen Staat wie z.B. Russland tatsächlich für die freie Welt ausgeht. Wir wiegen uns geopolitisch noch in Sicherheit und haben höchstens Angst davor, einen politischen Unhold durch unseren eigenen aktiven Widerstand nur noch mehr zu reizen: keine Waffenlieferungen mehr an gewaltsam überfallene Nationen, lauten dann die Parolen!
Oder im nahen Osten: Hamas gegen Israel. Ja, es gibt Fehler in der Politik des israelischen Staates, was die Palestinenserfrage betriftt: falsche Siedlungspolitik etc.., die Zweistaaten-Lösung ist aus dem Fokus geraten. Aber ein menschenverachtender Überfall auf friedlich feiernde Menschen mit Selfis der Terroristen über die verursachten Greueltaten, ist nicht mit der anschließenden Reaktion des Angegriffenen und ihrer Folgen zu vergleichen. Der Israelische Saat und seine Vertreter haben bereits vor dem Einmarsch im Gaza immer wieder betont: steht ihr auch noch an unserer Seite, wenn wir notwendige Schritte unternehmen? Notwendig ist sicher die Vernichtung der Hamas-Strukturen und das Brechen ihrer Unterstützerstrukturen.
Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung in Gaza durch Israel hin oder her: solange täglich aus dem Gaza Raketen auf Israel abgefeuert werden, solange sich diese Terroristen feige unter Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen verstecken, solange diese Terroristen selbst notwendige Wasserleitungen im Gaza zu Abschussrampen für ihre Raketen umbauen, erforderlisches Benzin für Stromgeneratoren in Krankenhäusern militärisch zweckentfremden, alles auf Kosten des eigenen Volkes wohlgemerkt, welches sich selbst durch Wahlen für diesen potentiellen Terror damals entschieden hat, solange wird man mit seiner Israelkritik ersteinmal vorsichtig sein müssen.
Dabei ist es infam, wenn der gerade wiedergewählte türkische Präsident Erdogan sich als Morallehrer der Nationen gebärdet mit der Begründung, die deutsche Nazi-Vergangenheit und die daraus resultierende Zurückhaltung der Deutschen bei einer Israelkritik gelte ja nicht für seine Nation, weshalb er die Gegenwehr Israels im Gaza als Angriff auf den Islam betrachten könne…..geht es noch? Hat er denn vergessen, was er mit den Kurden und mit seinen politischen Gegnern im eigenen Land immer noch aktuell veranstaltet? Eine „weiße Weste“ sieht anders aus. Warum rekrutiert sich der größte Anteil an Flüchtlingen in Deutschland aus der Türkei?
Also man sieht: die Welt ist gerade gesegnet mit wütend um sich schlagenden Führerpersönlichkeiten, sei es militärisch oder nur verbal, die eigentlich nur eines ausdrücken: chronisches Minderwertigkeitsgefühl. Und ihre Völker jubeln diesen „Starken“ auch noch zu - wen wunderts?
Wer nach dieser Art von „Stärke“ ruft, der fühlt sich „schwach“ - so einfach ist die Wahrheit.
Umgekehrt müssen die Demokratien heute aufpassen, dass diese „importierten Kräfte“ im eigenen Staat nicht überhand nehmen: hier ist wirkliche Stärke gefragt. Wer als Gast sich in einem Land befindet, der hat gewisse Regeln zu beachten. Hassgeprägte, menschenverachtende Aufrufe von Gastrecht genießenden Volksgruppen gegen andere Volksgruppen auf der Welt, haben in einer Demokratie nichts zu suchen und werden von keiner Demonsstrationsfreiheit gedeckt.
Dazu gehören auch Stolz Bekundungen über terroristische Taten. Überhaupt scheint mir diese Art von „Volksstolz“ ein Anachronismus zu sein…freilich die Anhänger des Islam haben noch 500 Jahre weniger Erfahrung als wir Christen mit dieser Art Fehlorientierung, als wir noch glaubten, die Welt mit unseren Kreuzzügen uns untertan machen zu können. Geben wir ihnen diese Zeit, aber werden wir deutlich, was bei uns geht und was nicht!
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