Kaum ein anderes Instrument ist auf der Welt verbreiteter als die Mundharmonika. Klein, erschwinglich und einfach zu spielen: Luft blasen und einziehen, den entsprechenden Tonkanal des Instruments mit Zunge und/oder Lippen isolieren, und schon kann man Töne produzieren.
Freilich, zur Meisterschaft bedarf es zusätzlicher Feinheiten, wie z.B. die Schaffung geeigneter Resonanzräume im oralen System des Schädels. Obertongesang ist eine gute Vorübung um z.B. „Bending“ und „Overblowing“ zu erreichen: das Binden eines Tones nach unten oder oben. Es gibt Virtuosen wie Howard Levi, die diese Techniken perfektioniert haben.
Die Stimmung von „MuHas“ kann unterschiedlich sein, womit die Anordnung der Töne horizontal auf dem Instrument gemeint ist. Generell spricht man von diatonischen MuHas, wenn dort Tonleitern abgebildet sind, i.d.D die Bluestonarten. Daher gibt es bei den Bluesharps für jede Tonart eine MuHa.
Bluesharps sind nicht „ventiliert“, verfügen also über keine Kunstoffabdeckungen über den Stimmzungen, die nach dem Bernouli-Prinzip durch Luft in Schwingung geraten. Ventile isolieren den Luftstrom bei vertikal gegenüberliegenden Stimmzungen. Dadurch wird die Tontrennung und Luftdichtigkeit erhöht, das Überblasen und Bending aber erschwert bis verhindert.
Ich bin in den 70er Jahren durch meine Affinität zum Jazz zur chromatischen Mundharmonika gekommen: hier werden zwei MuHas im Halbtonsbstand zu einer kombiniert und mit einem Schieber gewechselt. Die Motorik wird komplexer: ein- und ausatmen, horizontal die richtigen Tonkanäle wählen und mit dem Schieber horizontal die gewünschte „MuHa“ selektieren - und das alles virtuos und musikalisch schnell genug.
Die chromatische MuHa ermöglicht das Spielen in allen 12 Tonarten. Die Firma Hohner hat dieses chromatische Prinzip auf Basis der sogenannten Richterskala zuerst entwickelt. Überhaupt ist Deutschland seit jeher (1873) der Vorreiter weltweit bei der Herstellung von MuHas, auch wenn das Stimmzungenprinzip bereits vor 3000 Jahren in China erfunden wurde.
Der Belgier Toots Thielemans hat die Chromatische aus ihrem Schattendaseinsimage eines Spielzeugs zu einem Profiinstrument auch im Jazz herausgeholt.
Die chromatische MuHa hat sich mir intuitiv erschlossen, über das Hören von Jazz Standards und das Nachahmen auf der MuHa.
Kommentar schreiben