Quo vadis Menschheit?

Aktuelle Analysen aus allen Wissenschaftsbereichen der Menschheit verheißen nichts gutes: Klimawandel, bedrohte Artenvielfalt, Katastrophen, wankende Sozial- und Wirtschaftssysteme - was ist los auf diesem Planeten, oder sollte man genauer sagen: mit dem Menschen?


Nach den Experten des Klimawandels (IPCC: Intergovernmental Panel on Climate Change der UN), welche die zunehmenden, extremen Wetterphänomene eindeutig auf menschliche Ausbeutung der Natur und Ignoranz der daraus resultierenden Konsequenzen zurückführen, melden sich aktuell auch die Experten für Artenvielfalt und Ökosysteme zu Wort (IPBES: Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services der UN): wir befinden uns gerade im 6. Massensterben von einer Millionen Tier- und Pflanzenarten. 150 Wissenschaftler aus 50 Ländern haben das Ergebnis von über 15.000 Studien zur Artenvielfalt und zum Zustand der Ökosysteme ausgewertet mit erschreckenden Erkenntnissen: Das letzte Massensterben ereignete sich demnach vor rund 66 Millionen Jahren, als ein kilometergroßer Asteriod auf der Erde einschlug, bei dem u.a. die Dinosaurier ausstarben, und wir stecken aktuell in einem erneuten Massensterben, diesmal allerdings ist kein Asteroid schuld!


Dreiviertel aller Landflächen unserer Erde seien von Menschenhand verändert worden und Invasive Arten wie Ratten, Mücken und Schlangen machen sich breit auch und gerade über moderne Handelswege. Diese invasiven Tierarten bringen heimische in Bedrängnis.


In den menschlichen Sozialsystemem erfolgen derzeit ebenfalls extreme Verschiebungen: Flüchtlingswellen und ausufernde Migrationswellen bewegen sich vom globalen Süden in die Länder des etablierten Wohlstandes, in denen aus ihrer Sicht Milch und Honig fließen. Ein Wohlstand freilich, der eben diesen Süden über Jahrzehnte ausgebeutet hat mit einem politischen Imperialismus und wirtschaftlich sozialen Kapitalismus und Kollonialismus.


Und als sei dies alles nicht schon genug, kündigen sich zusätzlich geopolitische Verschiebungen an: überwiegend etablierte Wirtschaftsverbände wie die G7 oder G20 erfahren durch den sich erweiternden Wirtschaftsverbund BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) eine zunehmende Konkurrenz.


Die großen nach Freiheit strebenden Systeme der Menschheit, die ihren Anfang mit der Aufklärung in Europa nahmen, Feudalsysteme abschafften und letztlich zu einer globalen Demokratiebewegung führten, werden derzeit zunehmend von rückwärtsgerichteten Systemen der Diktatur und Gewaltherrschaft einiger weniger in Frage gestellt.


Ob es um religiös angestrebte Gottesherrschaften durch Menschenhand geht wie im Iran oder Saudi-Arabien oder um ideologische Kollektiv-Verherrlichungen wie in China oder Nordkorea, oder schlicht um Kleptokratien, also Systeme, in denen sich einige wenige auf Kosten der Gesamtheit bereichern wie in Russland und sich gleichzeitig nach der alten Größe eines zerfallenen Machtsystems UdSSR zurücksehnen, spielt dabei keine Rolle.


Seit mehr als anderthalb Jahren herrscht wieder ein Krieg vor unserer Haustüre mitten in Europa, angezettelt von einem russischen Präsidenten, der systematisch seit dem Untergang der UdSSR einen auf seine Person zugeschnittenen Machtapparat installiert hat, der jegliche Opposition oder abweichende, öffentliche Meinung unter Strafe untersagt und sein eigenes Volk medial hypnotisiert, es lebe unter Feinden, die nur eines im Sinne hätten: das russische Wesen von der Erde zu tilgen.


Er hat den Zusammenbruch der UdSSR in Folge von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) durch den damaligen Generalsekretär der UdSSR Michael Gorbatschow nie akzeptiert, und empört sich bis heute darüber, dass ehemalige Sowjetrepubliken in die Freiheit strebten und auch noch unter den Fittichen des ehemaligen Feindes NATO schließlich Schutz suchten, um dem historischen Imperialismus der eigenen, russischen Eliten aus St. Petersburg und Moskau endlich zu entrinnen.


Ja, richtig vernommen: nicht nur der „Westen“ hat Imperialismus und Kollonialismus auf der Welt betrieben, auch Moskau hat über die Jahrhunderte Imperialismus und Kollonialismus unter seinen sogenannten Brudervölkern betrieben. Die russische Sprache zum alleinigen Maßstab im ehemaligen Vielvölkerstaat UdSSR zu erheben, als Garant für kulturelle Volksintegrität, ist ein typisches Machtmittel, dass auch beim Krieg in der Ukraine wieder zu Tage tritt: in den von Russland seit 2014 besetzten Gebieten werden ukrainische Lehrbücher durch russische ersetzt, russische Pässe werden unter Androhung von Nachteilen unter Ukrainern feil geboten, Kinder werden deportiert - kurz das gesamte Programm imperialistischer Bestrebungen wird durchgezogen.


Und das alles mit der Begründung, Russland habe wie jeder Staat berechtigte Sicherheitsinteressen in der Ukraine, um sich westlicher Bedrohung durch die NATO dort zu erwehren, wie wir es immer wieder besonders auch von Sahra Wagenknecht vernehmen? Wie naiv kann man eigentlich sein, bei gleichzeitig scharfem Verstand? Es überrascht mich zunehmend, mit welcher Vehemenz und Ignoranz diese Frau der LINKEN unter ihrem für die Ukraine empathielosen Deckmantel eines bedingungslosen Pazifismus für Friedensverhandlungen mit Putin bei gleichzeitigem Waffenstillstand wirbt, freilich ohne zu wissen, wie das angesichts der nachweislichen Absichten eines Putin mit der Ukraine, überhaupt gehen soll. Glaubt sie an ein Wunder, an China oder an wen eigentlich? Eine intelligente Frau, die wie keine andere den Kapitalismus und den Imperialismus weltweit zurecht bloßgestellt hat….aber leider hauptsächlich und offensichtlich nur jenen der USA!


Es tut weh, wenn angesichts der Notlage eines überfallenen Nachbarn in Europa, das Sterben der um ihr Leben und Land kämpfenden Ukrainer als sinnlos bezeichnet wird. Was bitte ist die Verhandlungsmasse? Land gegen Freiheit? Welche Freiheit wäre das denn unter einem Putin, der in den eigenen vier Wänden uns täglich deutlich zeigt, was er darunter versteht. 


Nein, die Entrüstung einer Frau Wagenknecht über die täglichen Toten auf beiden Seiten der Front nehme ich ihr nicht wirklich ab, denn es macht einen deutlichen Unterschied, ob wie auf russischer Seite Menschen gnadenlos geopfert werden, oder wie auf ukrainischer Seite auf kämpfende Soldaten und deren Überleben Rücksicht genommen wird, indem mit Bedacht gekämpft wird. Auch hier dienen westliche Waffen dafür, dass z.B. ukrainische Panzerbesatzungen in einem deutschen Leopard zwar gebremst werden können, aber dennoch überleben können. Diese Sorgfalt bezüglich humaner Resourcen lässt Putins Armee in eigenen Reihen vermissen.


Das sind unterschiedliche Qualitäten des Sterbens, die einer Frau Wagenknecht verborgen bleiben werden: man kann nämlich im Kampf aus Verzweiflung um die Zukunft seines Landes, seiner Familie und seiner Lieben im eigenen Land sterben, oder einfach nur für Geld, Begnadigung von Strafe oder einfach nur auf Befehl einer Ideologie folgend in einem fremden Land. 


Ich höre noch die Parolen der LINKEN zu einem Vietnam, indem amerikanische Soldaten in ein fremdes Land entsandt wurden, um dort für fadenscheinige Ziele ihrer Administration ihr Leben zu lassen oder in der Folge als Invaliden und Veteranen ihren Lebensabend dann in der Heimat zu fristen. Wo aber sind jene, die dies ebenfalls nun auch bei der Kreml-Administration anprangern? Liegt es vielleicht an einer ehemals gemeinsamen Ideologie der LINKEN mit dem ehemaligen Sowjetsystem: „Proletarier aller Länder vereinigt euch“? Ist man auf dem „linken“ Auge blind geworden?


Aber freilich zeigt auch die „Rechte“ in Gestalt der AfD in Deutschland durch einige ihrer Spitzenvertreter offenkundige Sympathien mit Putins Russland. Warum also reagiert Frau Wagenknecht in einer Diskussion bei Anne Will gestern gegenüber dem Historiker Karl Schlögel so empfindlich, nur weil dieser sie diesbezüglich in eine Schublade mit der AfD einordnet - so falsch liegt er nämlich nicht.


Es ist bedenklich, dass mit der zunehmenden Dauer des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine die Motivation in den Bevölkerungen der Unterstützerstaaten der Ukraine abnimmt oder gar zu kippen scheint. Präsident Biden muss breits um Geldmittel für die Ukraine im republikanisch geführten Kongress bangen und die Ambitionen eines Donald Trump für eine erneute Präsidentschaft lässt nichts Gutes erahnen. Aber in Zeiten wirtschaftlicher Krisen scheint eben das eigene Hemd jedem näher zu sein, bis, ja bis erste Schmauchspuren sich auch dort wiederfinden werden.


Also lieber Leser: ich weiß, es kann nervtötend sein, ständig das Thema Ukraine-Krieg und Waffenlieferungen zu thematisieren, aber es ist aus meiner Sicht unerlässlich, ebenso unerlässlich, wie auf die Notwendigkeit eines neuen Umweltbewußtseins hinzuweisen, dass nicht nur durch technologische Hoffnungen der Zukunft beruhigt werden kann, sondern von uns allen auch eine konsequente Lebensveränderung erwartet, was Energie- und Resourcenverbrauch in der Natur betrifft. Unser Thema der Zukunft ist weniger eigener Wohlstandserhalt, wie es uns so mancher Politiker einreden möchte,  als vielmehr Klarheit in notwendigen Verteilungsfragen unter uns Menschen. Warum werde wir vom „armen“ Süden denn zunehmend überrant? Damit rechte Kräfte wieder auf Nationalstaatlichkeit pochen können, oder vielmehr weil eben dieses „an sich selbst denken“ genau das Wohlstandsgefälle einst in der Welt verursacht hat?


Kann es von uns tatsächlich noch ertragen werden, dass Erdbeben wie in Marokko die gesamte Zivilisation im Atlasgebirge vernichten, oder dass wie in Lybien durch Starkregen Wasserfluten die Zivilisation zerstören, alles Gebiete mit Administrationen, die sich eher auf eigene Machtansprüche konzentrieren als auf die Sicherheit und Versorgung ihrer eigenen Bevölkerung, oder dass Länder wie China und Russland lieber ihre hegemonialen Bestrebungen auf Kosten anderer Länder ausleben, ohne signifikante Beiträge zu den wirklich Menschheit gefährdenden, globalen Themen wie Klimawandel, bedrohte Artenvielfalt, Hunger und Krankheit, und globale Flüchtlingswellen zu leisten?


Wo ist der zahnlose Tiger UN noch wahrnehmbar, außer in der Organisation von Hilfsprogrammen, wenn das Kind bereits in den Brunnen gestürzt ist?


Niemand hat eine Glaskugel und kann die globale Zukunft voraussehen, aber jeder hat genügend gesunden Menschenverstand und kann von dem bisherigen Handeln einiger exponierter Unmenschen auf dieser Erde auf deren weiteres Verhalten in der Zukunft Schlüsse ziehen: für mich ist ein Einlenken Putins aufgrund eines militärischen Erfolges der Ukraine bei der Isolation der Krim durch Abschneiden ihrer Versorgungswege viel wahrscheinlicher, als das Akzeptieren irgendwie gearteter Verhandlungen mit Putin unter Preisgabe von ukrainischem Territorium.


Es darf nicht sein, dass ein „Stärkerer“ nach dem Zweiten Weltkrieg wieder anfängt, durch Militärgewalt willkürlich Grenzen auf diesem Planeten zu verschieben, mit welchen fadenscheinigen, historischen Begründungen auch immer.


Mein Aufruf an die „freie Welt“: wehrt euch gegen Willkür und Machtmissbrauch von ewig Gestrigen, und wenn dazu erstmal erneut Waffen erforderlich sind, dann ist das eben so! Schwerter zu Pflugscharen kann erst dann erfolgen, wenn sich eine gewisse Grundreife in der Menschheit verbreitet hat….da sehe ich noch einige Defizite bei bestimmten Staaten. 

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