Hier folgt nun meine Herangehensweise zum „Geheimnis“ unfurling.
Nachdem ich also motiviert von Maynard Ferguson, Lynn Nicholson und Jim Manley gelernt habe, ein Trompetenmundstück nach der Maxime „so klein und so flach wie möglich“ auszuwählen, dessen innere „Kesselform“ nicht bowl-mäßig (C) sondern funnel-mäßig (V) gestaltet zu sein hat, möchte ich nun meine Hypothesen für solch eine Wahl untermauern und mein entsprechendes Übungsvorgehen beschreiben.
Das Prinzip hat ein gewisser Drew Wilkie im amerikanischen „Trumpet Herald“ sehr treffend beschrieben, hier auf deutsch:
„Das MF-Design ist wahrscheinlich das intelligenteste Mundstückdesign, das es gibt, wenn es um kommerzielles Spielen geht:
Es hat einen Innenrand ohne Kanten, sodass es Ihnen nie in die Lippen einschneidet.
Der Kessel ist so tief wie ein 3C, daher ist der Klang groß und fett.
Das Gesamtvolumen des Kessels entspricht ungefähr dem eines Schilke 6A4a, sodass Sie eine gute Klarheit im Klang erhalten.
Da es sich bei der Form um einen perfekten Trichter handelt, ist das Mundstück vor allem in der Tiefe und Breite konisch. Je mehr Lippenmaterial man hineinbekommt, desto schmaler und flacher wird es. Je mehr Sie sich im Zentrum des Ansatzes (arperture) entspannen, desto leichter lässt sich das Mundstück spielen.
In jedem Fall kann es zunächst sehr schwierig zu spielen sein. Sie müssen es so ansetzen, dass Ihre Lippenöffnung direkt im Zentrum des Mundstücks liegt, und Sie MÜSSEN Ihre Zunge nach vorne bringen, um diese Öffnung zu stützen. Andernfalls wird das Mundstück Ihre Lippen verschließen.
In diesem Sinne ist dieses Mundstück das ultimative Werkzeug, um das Spielen mit der nach vorne gerichteten Zunge zu erlernen. Aus diesem Grund hassen 99 % der Spieler Maynards Mundstück, weil sie nie herausgefunden haben, wie man es spielt.
Es gibt jedoch mehrere Profis, die sein Design recht gut angenommen haben und sich Mundstücke nach ähnlichen Grundsätzen anfertigen ließen (Ingram hat ein maßgeschneidertes Schilke wie dieses, Lynn Nicholson spielt ein MF-Design, Jim Manley auch).
Wenn Sie sich jedoch an die Regeln des Mundstücks halten und die Zunge nach vorne halten, ist es wirklich das beste Mundstückdesign, das es gibt. Es beweist, dass Sie zum Spielen des Horns keinen echten Kessel benötigen, und Sie werden feststellen, dass ein echtes schalenförmiges Mundstück zum Nachteil wird, je öfter Sie das MF-Design spielen. "
Soweit die Einschätzung von Drew Wilkie von der Rowan University in Glassboro in New Jersey, der bei den Drum Corps Leadtrompete spielte.
Doch zurück zum Theme: wie kann ich nun diesen „unfurling“ Effekt trainieren? Das obige Mundstückdesign hilft hier extrem und noch mehr das Blasen auf einem entsprechenden Mundstückrand. Ich habe hier ein Bild von meiner Sonderanfertigung von Mark Curry, der das 1955 Mundstück von Maynard (Caliccio, HG, GH) für mich von .605 auf .560“ downgesized hat. Dieses Exemplar habe ich 2014 von ihm extra mit Schraubrand anfertigen lassen, um die Übungen von Lynn Nicholson nach der MHM-Methode durchführen zu können:
Genau wie Lynn konnte ich bereits feststellen, dass diese Art „Buzzing“ auf dem Mundstücksrand allein noch effektiver ist, einen extrem effizienten Ansatz herauszubilden. Die Öffnung im Mundstückrand beträgt etwa 12 mm, in denen sich das weiche Material der Innenlippe nach außen stülpen kann. Der Ringmuskel hat hier die Aufgabe, drumherum die nötige Stütze und Kompression zu erzeugen, ein vollständiger Lippenverschluss ist auf solche Art gar nicht erreichbar. Ebenso wird das „zu tiefe“ Eindringen der Lippen verhindert und damit das sogenannte „bottoming out“ verhindert.
Ich übe bewusst auf einer Taschentrompete und einem Übungsdämpfer, um die erforderliche Feinsenibilität dieses sehr kleinen Lippenbereichs zu fördern. Der Dämpfer ist ein „Stomvi 9505 Practice Mute“, der vergleichbar gute Werte hat wie der „Best Brass Warm Up Mute“, was Widerstand und Stimmung betrifft. Den ursrpünglichen Gummi für den Trichter habe ich ersetzt durch ein Klebeband, womit die Dämpfung der Lautstärke etwas verringert wird, dafür aber der „zizzle“ wie bei einem Harmon Mute gefördert wird, was der Klangkontrolle dient und so auch der Gefahr des „Überblasens“ entgegenwirkt.
Mein Übesystem hat also mehr „Widerstand“ als eine normale Übesituation mit ungedämpfter Normaltrompete: Das Pocket Horn hat mehr Windungen und ein Dämpfer erhöht zusätzlich den Widerstand.
Genau diese Faktoren aber helfen, mehr Bewusstsein und Kontrolle über alle körperlichen Hauptfunktionen beim Blasen der Trompete zu erhalten.
Zum Beispiel wird der „zizzle“ des Dämpfers nur konstant bleiben, wenn dessen Schwankungen nicht durch mehr Blasdruck sonder nur durch mehr „unfurling“ korrigiert werden.
Mein Übepensum beginnt mir Mundrohrbuzzing, damit das Feedback der Leadpipe mit der Lippenschwingung synchronisiert bleibt. Dann mache ich mit Dämpfer 5 gebundene Tonübungen (aufsteigende Tonleiter, immer ein Ton erweitern) chromatisch von F abwärts bis zum tiefen Fis/Ges, gefolgt von Übung 46 Arban (12 Tonarten) mit Artikulation.
Die Systemkonfiguration „Taschentrompete /Dämpfer“ benötigt eine gewisse Zeit der Akklimatisation - ein halbes Jahr kann man veranschlagen.
Hier meine Versuche auf Lynn‘s Reversible Rim:
Referenzen zu Lynn Nicholson:
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