Im Niger findet gerade der nächste afrikanische Putsch statt und die deutsche CDU/CSU Opposition, die AfD, aber auch Teile der Ampel-Regierung (FDP) werden nicht müde, das Abschalten von Kernkraftwerken in Deutschland zu verurteilen.
Gibt es da einen Zusammenhang? Ja, er besteht in der Ignoranz Europas, die neo-kollonialen Gegebenheiten einiger EU-Mitgliedsländer wahrzunehmen.
Ja, Putins Russland beutet Afrika für eigene, militärische Aufrüstung aus, der Westen tut dies aber gleichfalls noch heute aus schlichten kapitalistischen Interessen: z.B. wird Frankreich mit seinen 56 Atomkraftwerken in Deutschland bei Kernenergiebefürwortern als Vorbild für weiteren Atomstrom herangezogen, obgleich der Klimawandel besonders dort dafür sorgte, dass viele Kernkraftwerke wegen drohender Überhitzung durch mangelndes Kühlwasser heruntergefahren werden mussten.
Der Niger verfügt über besondere Uran-Vorkommen: 1/4 bezieht die EU, 1/3 bezieht Frankreich selbst von dort, um eigene Brennstäbe für AKWs zu erzeugen. Die Art und Weise, wie diese Uranvorkommen gewonnen werden erinnert an kolloniale Zeiten und auch die Nachbarstaaten in Westafrika erfahren ähnliches bezüglich anderer Rohstoffe wie z.B. Gold: sie werden schlicht weiterhin ausgebeutet durch mafiöse Geschäftspraktiken europäischer Unternehmen die teilweise über Geheimverträge mit afrikanischen Staaten die Ausbeutung von Rohstoffen in Afrika vorantreiben. Der Europaabgeordnete Martin Sonneborn hat dies in seinem YouTube Beitrag „Trari Trara, ein (neuer) Putsch ist da!“ detailiert dargestellt.
Ein Putsch ist nicht nur einfach ein Angriff auf demokratische Strukturen, wie es gerne die modernen, westlichen Ausbeuter begreifen möchten, nein, er ist meist auch ein Hilferuf und der Versuch afrikanischer Machthaber, die eigenen Resourcen in Afrika für die eigene Bevölkerung nutzbar zu machen. Wenn dies nicht gelingt, braucht Europa nicht weiter die Migrationsprobleme vorallem mit afrikanischen Flüchtlingen beklagen.
Freilich, auch in Afrika herrscht Korruption, sei es durch etablierte Herrscher oder durch raffgierige Eliten und Militärs. Aber das sollte die Ausrichtung einer sinnvollen Afrikapolitik nicht in Frage stellen. Die afrikanischen Staaten haben zu Recht Ressentiments gegen die ehemaligen Kollonialherrscher, nur geraten sie teilweise mit ihren Hilferufen an die Falschen - sie kommen vom Regen in die Traufe, wenn sie sich nun Russland oder China zuwenden aus reiner Opposition.
Das „Problem Afrika“ ist größer für Europa als bisher angenommen. Wenn wir hier nicht frühzeitig gegensteuern, wird der derzeitige Ukraine-Krieg unser kleinstes Problem bleiben. Der globale Protest der Schwellenländer gegen die derzeitigen Wirtschaftsmächte G7 zeigt sich gerade in der Erweiterung der BRICS-Staaten, die sich überwiegend aus undemokratischen Systemen rekrutieren. Ihre Anliegen sind mehr als berechtigt, aber auch dort befinden sich Wölfe im Schafspelz.
Die westlichen Demokratien erodieren gerade - nicht erst seit Donald Trump. Wir haben alle in der Geschichte gelernt, dass große Macht-Reiche am Ende zerfallen - das gilt auch für Demokratien, wenn es ihnen nicht gelingt, ihre Bürger für ihre Sache zurückzugewinnen. Ich habe an anderer Stelle bereits erwähnt: wir haben in westlichen Demokratien inzwischen mehr Demokratieteilhaber statt Demokratieteilnehmer. Teilhabe bedeutet, Nutznießer zu sein, bis zu einem Grad, bei dem der Bürger nur noch fragt, was der Staat für einen tun kann. Teilnahme hingegen bedeutet, sich selbst zu fragen, was ich selbst für den Staat tun kann. Ich meine damit jetzt nicht die vielen bereits ehrenamtlich Tätigen in den „Tafeln“ oder sonstwo in sozialen Brennpunkten, die vielen NGOs, die unser Leben noch einigermaßen mit aufrechterhalten, ich meine jeden von uns selbst: wieviel Investiere ich persönlich in meine Informationshygiene? Was sind echte Fakten, wie unterscheiden diese sich von unfundierten Meinungen des Hörensagens? Wie erkenne ich und wie begegnet man Fake-News?
Wir können nicht in unserer privaten, kleinen, heilen Welt verweilen und das große Ganze ignorieren: das „Heizungsgesetz“ hat zuletzt alle Privatiers aufgeschreckt: wo soll ich das Geld noch hernehmen neben meinem Reiheneckhaus, dem Zweitwagen, dem Reisemobil, den mindestens zwei Urlauben im Jahr, im Winter und im Sommer, etc.?
Ignoranz holt am Ende jeden ein. Freilich kann ein anstrengender Alltag am Ende einen sehr müde machen und man will nur noch Ruhe nach anstrengender Arbeit. Aber wir haben nicht nur Burnout, wir haben auch Boreout in unserer Gesellschaft: viele wissen nicht mehr wohin mit ihrer ungenutzten Energie, vorallem die Jugendlichen. Natürlich ist das auch eine Frage der Bildung, und schon sind wir bei unserem Bildungssystem: der Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI, AI) ist eine Herausforderung, aber mehr noch, wie man mit gesundem Menschenverstand und ein wenig Aufmerksamkeit vom schnöden Nachplappern von populistischen Parolen zu einer adeqaten Informatinsbewältigung wechselt. Soetwas gehört in den Schulalltag und aber auch und besonders in die Elternhäuser integriert. Auch Eltern sind Teilnehmer und nicht nur Teilhaber am gesellschaftlichen Leben. Sie können nicht alle Verantwortung auf den Staat abwälzen: wo ist bitte mein rechtlich mir zustehender Kitaplatz? Wie soll ich als Doppelverdiener-Paar meinen Alltag noch bewältigen?
Ja, es gibt sie, die Notfälle: die alleinerziehende Mutter oder den alleinerziehenden Vater. Und inzwischen können teilweise auch mit zwei Verdiensten die täglichen Notwendigkeiten nicht mehr überall ausreichend finanziert werden: fehlende, finanzierbare Wohnungen etc..
Aber ist dies alles nicht auch eine Folge des ungestühmen Wirtschaftswachstums der Vergangenheit, das nun in sein Gegenteil umschlägt? Wir haben uns jahrelang eingeredet, das „immer mehr“ notwendig ist, um das System am Laufen zu halten, Konsum war und ist das Zauberwort. Was aber, wenn weniger mehr wäre? Alle Diskussionen beim Klimawandel gehen inzwischen in Richtung von Kompensationslösungen wie z.B. CO2-Bepreisung etc.. Ist das tatsächlich das, wo wir hin möchten? Eine Übergangslösung vielleicht, aber Endziel ist und bleibt: weniger ist mehr! Wir müssen uns alle klar werden, dass wir nicht so weiterleben können wie wir es tun, nämlich auf Kosten der Ärmsten der Welt.
Hingegen muss unser Konsum von Informationen mehr Aufmerksamkeit bekommen, ebenso wie wir inzwischen alle möglichen Produkte auf ihre Herkunft und Nachhaltigkeit prüfen, müssen wir jede Information ebenfalls als ein Produkt betrachten, das unser Schicksal bestimmen kann.
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