Tja, liebe Musikfreunde innerhalb meiner überwiegend politischen Posterei: neben Gitarre, Querflöte und Trompete war lange Zeit die Shakuhachi mein Hauptinteresse.
Als ich in den 90er Jahren nach einem meiner schwersten beruflichen Projekte als Software-Entwickler in der IT der DRV (1987-1991, es folgten einige weitere, teilweise mit internationalen Partnern, bis 2012 ca. 6 Großprojekte) mal daran dachte, wieder mal was für mich alleine zu tun, musikalisch versteht sich, und meine zwei Söhne wurden ja ebenfalls in diesem Zeitraum geboren und hatten mit erheblichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, der Ältere gleich bei der Geburt, der Jüngere etwas später, und wir Eltern so zusätzlich ziemlich unter Stress waren, entschloss ich mich, die Querflöte zu erlernen. Dazu hatte ich mich mit meinem damaligen Freund Volker in Stuttgart beim Studienkreis Musik angemeldet, einer privaten Musikschule des dort ansässigen Piano Fischer. Volker kam eines Tages mit einem Saxophon bei mir an, eine Woche später um Weihnachten herum mit einer Querflöte. Das Teil spielte ich eine Woche zur Probe, dann war es um mich geschehen, und wir begannen zusammen das Instrument zu erlernen.
Der Studienkreis beschäftigte sehr gute Musiker, in unserem Falle gab Antje Langkafel Querflötenuterricht, die später an der HMDK Stuttgart lehrte und noch lehrt. Ich weiß nicht warum, aber ebenso wie die zufällige Begegnung mit der Trompete als ich gerade Jazzgitarre liebte, kam sie plötzlich mit einem Lehrbuch über Shakuhachi um die Ecke „Blowing Zen“ von Carl Abott und behauptete vehement: ich hätte ihr doch gesagt, dass mich das Instrument interessieren würde. Das entsprach keinesfalls der Wahrheit, vielleicht hatte sie sich aber erinnert, dass Volker, der vor Jahren eine Auszeit vom Polizeidienst nahm und mit seiner Susi ca. ein Jahr in Indien verbrachte, dort fleißig Bansuri lernte, eine indische Querflöte aus Bambus. Zumindest scheint das Material „Bambus“ hier die Verbindung für diese Verwechslung gewesen zu sein. Aber egal: nachdem ich eine Woche kämpfte, um diesem archaichen Instrument überhaupt einen Ton zu entlocken, war ich dann doch gleich Feuer und Flamme: diese eigenartige, besondere Klang einer Flöte, den man aus japanischen Kampfsportfilmen kennt, hatte es mir angetan. Ebenso war diese Flöte traditionell stark mit spiritueller Praxis verbunden, ein weiterer Grund für mich, der ich ja auch eine Zeit lang in östlichen Kampfsportarten unterwegs war.
Wo aber solch ein Instrument herbekommen? In Musikgeschäften erfuhr ich nur ein Kopfschütteln, bis ich bei Berthold und Schwertner in Stuttgart wenigstens ein „Stuhlbein“ erwerben konnte. Will sagen, es handelte sich um eine aus Holz gedrechselte Shakuhachi mit dem Aussehen einer solchen. Die „echte“ Shakuhachi ist aus Wurzelbambus und wird in aufwendiger Handarbeit von Meistern hergestellt und an den Schüler weitergegeben. Preise für ordentliche Instrumente ab 1000,- EUR/USD bis mehrere Tausen EUR/USD, je nach Meister und alter.
Ich fand meinen Weg zur Internationalen Shakuhachi Society über das Lehbuch von Carl Abott und deren damaligen Präsidenten Dan. E. Mayers, einem passionierten Schachspieler und Shakuhachi-Sammler im Süden Englands. Von ihm erhielt zunächst ein Plastikrohr zum Üben und ich kurz darauf eine echte Bambus Shakuhachi für ca. 600 GBP.
Die Querflöte rückte immer mehr in den Hintergrund, obgleich technisch versierter mit ihrer Klappenmechanik und auch einfacher zu blasen mit dem High Tech Mundlochkaminen etc., hatte es mir diese nur fünf-löchrige Urflöte doch sehr angetan. Meiner Vorliebe für Jazz tat dies aber kein Abbruch. Nachdem ich Musik von John Kaizan Neptun hören durfte war mir klar, auch auf diesem Instrument ist alles möglich, wenn man nur lange genug daran arbeitet. Fünf Töne in der Moll-Pentatonik sind die Basistöne auf einer solchen Flöte - Rockgitarristen werden jetzt jauchzen! Aber es geht eben auch jazzig und auch die originale japanische Musik, mit der ich mich mit meinem damaligen Lehrer Dr. Jim Franklin beschäftigen durfte, ist reichhaltig an Mikrointervallen interessiert. Alle Halb- und Vierteltöne oder was auch immer zwischen diesen fünf Grundtönen werden durch geschickte Teillochabdeckung mit den Fingern und insbesondere durch den Anblaswinkel der simplen Anblaskante erzielt…….hört sich einfach an, ist es aber nicht! Man benötigt gute Ohren und der Kopf auf dem Hals muss gehörig flexibel für rotierende Bewegungen sein oder werden.
1998 fand ich mich dann bereits wieder beim Inertational Shakuhachi Festival in Bolder Colorado. Im Vorfeld bekam man japanische Musikstücke in japanischer Notation, die man vorbereiten musste, als Hilfestellung gabe es ein Tonkassette.
Auf diesem Festival war alles an Shakuhachi Meistern, was Rang und Namen hatte, egal welcher Schule (Tozan, Kinko, Mayan), es waren die Besten der Welt und man konnte in Workshops von ihnen lernen. Mein Jazz-Shakuhachi Idol Kaizan Neptun traf ich dort ebenso wie meinen späteren Lehrer Jim Franklin.
Jim siedelte anfang der 2000er von Australien nach Deutschland über, auch wegen seine damaligen Frau Margit, zu der wir heute noch gute Beziehungen pflegen. Sie lebt inzwischen wieder in Australien.
Jim baute seine musikalische Existen langsam in Deutschland auf, in dem er Konzerte gab und Unterricht in kleinen Gruppen erteilte. Nicht ohne Stolz möchte ich erwähnen, dass seine ersten Schritte im Unterrichtsgeschehen in Deutschland in meinem Haus in Hemmingen bei Stuttgart erfolgten. Wir waren meist zwischen 3 und 5 Schüler und Schülerinnen.
Damit möchte ich es erstmal belassen, obgleich es noch viel über die Shakuhachi und ihre Musik zu berichten gäbe. Aber das kann ich ja zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
Ich werden einige Einspielungen von mir in den folgenden Links zu meinem Youtube Kanal darbieten, bei denen man sich ein „Bild“ vom „Klang „ dieses Instruments machen kann.
SAKURA, jap. Kirschblütenlied
MOGAMIGAWA FUNA UTA (Kaizan Neptun)
1 Sun=3,03 cm
81 cm = 2,67 Shaku, 2 Shaku, 6,7 sun
Tiefes G
recht: Shakuhachi von Kaizan Zenmura (1 Shaku 8 Sun, Grundton D)
Kommentar schreiben