Es gibt duzende konventionelle Methoden einen Trompetenansatz zu entwickeln. Duzende Experten in der Geschichte der Trompetenkunst haben sich mit dem „richtigen“ Ansatz beschäftigt und entsprechende Trompetenschulen begründet. Jeder Trompeter wird früher oder später damit wärend seiner Laufbahn konfrontiert. Jeder Trompeter hat schon Rückschläge erfahren und sich dann bei einem „Guru“ Rat geholt, manche erfolgreich, viele weniger erfolgreich: es gibt nicht einen „richtigen“ Weg und es gilt der weise Satz: wenn du zu dir selbst finden willst, dann frage nicht andere!
Da ich mich als sehr analytisch ausgeprägten Menschen betrachte, der sich zudem seine meisten Kompetenzbereiche zeitlebens größtenteils autodidaktisch erschlossen hat, möchte ich von meiner persönlichen Erfahrung rund um den Trompetenansatz berichten.
In meinem Keller stapeln sich alle bekannten und unbekannten Ansatzschulen von allen international bekannten Lehrmeistern, und ich betone: sie wurden nicht nur gekauft und abgelegt, sie wurden von mir auch studiert und praktiziert.
Zu welchem Ergebnis also bin ich persönlich gekommen?
Nach allerlei Training des Ansatzbereichs mit Hilfsmitteln, sei es Lippenhantel, Lippenexpander, P.E.T.E embouchure trainer, Mundwinkeltrainer etc. bin ich zurück gekommen zu dem, was mein großes Idol Maynard Ferguson propagierte: "All the chops have to do is be available to vibrate in response to the correct application of air." - „die einzige Aufgabe der Lippen ist es, als Reaktion auf korrekte Anwendung der Atmung zu schwingen!“
Lynn Nicholson, der Begründer der von ihm entwickelten „Mindless Hardware Methology (MHM)“, die er zu Ehren Maynard Fergusons als „MF Protocoll“ verbreitet, hat 1974 nur ein Jahr lang intensiv als Trompeter im Maynards Trompetensatz mitgewirkt, und ebenso anylytisch ihn beobachtet und ihn befragt, wie dieser Ausnahmetrompeter das tat, was er getan hat. Lynn ließ ihn u.a. lediglich auf einem Schraubrand seines Giardinelli MF1 blasen um zu sehen, welcher Ansatztyp bei Mynard vorlag (IIIB downstream) und wie genau seine Lippen im Mundstück schwingen. Derartige Aufnahmen gibt es heute zuhauf im Internet und allerlei Schlussfolgerungen natürlich auch. Aber Lynn hatte bei Maynard seine ebenfalls früher bei sich selbst durch Zufall bereits entdeckte Technik des „unfurling“ bestätigt gefunden. Darüber habe ich im letzten Trompetenartikel bereits geschrieben.
Lynn beschreibt Maynards Ansatztechnik wie folgt:
„...he (Maynard) was referring to the variable amount of unfurling of the chops "required" to keep the chops vibrating.... This was massively apparent when I had him vibrate on a separate rim..... I would go one step further, and say that his unfurling was a continuum, and therefore incorporated an infinite number of embouchures....“
Mit anderen Worten wurde Lynn klar, dass Maynard nicht wie er selbst erst ab C3 mit diesem unfurling der Lippen beginnt, sondern komplett über sein ganzes Register. Das bedeutet, dass jeder Ton innerhalb des gesamten Registers bei Maynard einem bestimmten Grad „unfurling“ entspricht, somit kann man in der Tat von einer unendlichen Anzahl von Ansätzen sprechen.
Die von Maynard seit früher Jugend entwickelte, innere Mundstückform hat alleine diese Aufgabe: diesen dynamischen „unfurling“ Prozess zu unterstützen: kein merklicher Innenrand des Mundstücks mit direktem Übergang in eine flache V-Form.
Lynn hat zur Entwicklung dieses dynamischen „unfurling“ Prozesses das Üben auf dem „Reversible Rim (RR)“ entwickelt, das der wichtiger Anteil seiner zwei MHM-Komponenten ist, neben dem XPIECE.
Mein Erfahrung mit dem „RR“ war anfangs sehr ernüchternd: es tat sich rein gar nichts, kein Geräusch, kein Nichts! Anders als beim Buzzen in ein Mundstück alleine verfügt der „RR“ über rein gar nichts, das in Resonanz gehen könnte - nur Luft ist zu hören. Bei Lynn und Maynard aber erklingen Melodien im dritten und vierten Register! Bei mir tat sich Verzweiflung breit: habe ich zu wenig Kraft in den Lippen oder was ist los? Im Gegenteil: Die Kraft im Bauchraum um das Zwerchfell muss deutlich erhöht werden und die Lippen müssen deutlich entspannter sein. Ausgehend von einer M-Laut Lippenstellung, dem dann so aufgesetzten „RR“ muss nun das „unfurling im „RR“ erfolgen, wenn der Luftstrom über die Stütze hinzugefügt wird. Wie in meinem vorausgehenden Artikel ist es im „unfurled“ Zustand nicht möglich, den Luftstrom zu unterbinden und gleichzeitig wird der flexibelste Teil der Lippenöffnung dem Luftstrom ausgesetzt und erzeugt einen, lauten, breiten, unüberhörbaren Sound. Dieser Sound ist die Kontrolle für die richtige Ausführung. Anfangs konnte ich nach ein paar Tagen vielleicht einen Ton für 2 Sekunden erzeugen. Dann nach Tagen für 10 Sekunden, ab und an gelangen dann auch kleine Melodien.
Lynn meint: wer auf dem „RR“ kleine Melodien im upper Register spielen kann, hat die Trompete ansatztechnisch komplett bewältigt - ich glaube ihm! Auf Youtube gibt es viele Videoclips, wie man das macht und wie sich das anhören sollte - meine Empfehlung für jeden Trompeter. Mehrmals wenige Minuten mit dem „RR“ experimentieren und es geschehen Wunder und Zeichen……
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