Wie bei allen technischen Errungenschaften entscheidet sich ihr Segen oder Fluch an der menschlichen Intention bezüglich ihrer Verwendung.
Während bestimmte politische Kräfte eher einseitig auf den technischen Fortschritt als Retter der Menschheit vertrauen, sehen andere eher die Verantwortung für unsere Welt und deren positive Gestaltung in der Entwicklung einer ethischen Gesinnung, die mit technischen Entwicklungen Schritt halten kann.
Dieser notwendige Gleichschritt ist gegenwärtig aber nicht zu beobachten: unser Umgang mit Informationen steht vor der größten Herausforderung seit der Erfingung des Internets. Spätestens seit der Wahl des 58. amerikanischen Präsidenten Donald Trump 2016, mit dessen Erfolg selbst die ihn unterstützenden Republikaner damals nicht wirklich gerechnet hatten, wird klar, wie ein manipulativer Umgang mit Informationen die Öffentlichkeit polarisieren und Demokratien destabilisieren kann.
Eine nicht an Wahrhaftigkeit ausgerichtet menschliche Intention im Umgang mit Information ist die eigentliche Gefahr für unsere Erde, sei es beim Klimaschutz, Hunger- und Krankheitsbekämfpung, Tierwohl und sozialer Gerechtigkeit.
Die 1945 von 193 Mitgliedsstaaten unterzeichnete Charta der Vereinten Nationen (UN-Charta) - gibt uns Orientierung.
Auszug aus der Präambel:
Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen,
- künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,
- unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein, erneut zu bekräftigen,
- Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können,
- den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern,
und für diese Zwecke
- Duldsamkeit zu üben und als gute Nachbarn in Frieden miteinander zu leben,
- unsere Kräfte zu vereinen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren,
- Grundsätze anzunehmen und Verfahren einzuführen, die gewährleisten, daß Waffengewalt nur noch im gemeinsamen Interesse angewendet wird, und
- internationale Einrichtungen in Anspruch zu nehmen, um den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt aller Völker zu fördern –
haben beschlossen, in unserem Bemühen um die Erreichung dieser Ziele zusammenzuwirken.
Zitat-Ende.
Schauen wir uns das Verhalten einiger der Unterzeichnerstaaten nach der Ratifizierung an, so kann man eigentlich nur erschüttert sein.
Folgerichtig sind diejenigen Unterzeichnerstaaten, die Eigensucht vor Fremdverantwortung setzen, bemüht, ihr Fehlverhalten gegenüber der Welt als berechtigte Anliegen in eigener Sache zu verkaufen. Dass es sich hierbei i.d.R. um autokratische Systeme handelt, die das von ihnen definierte Gemein- oder besser Volkswohl höher achten als individuelle Menschenrechte und Abwehrrechte des Einzelnen gegen staatliche Willkür, dürfte kein Wunder sein.
Die Volksrepublik China z.B. hat erst 55 Jahre nach ihrer Gründung nur Teile der UN-Charta akzeptiert, dabei auch Menschenrechte, allerdings spricht die Realität eine andere Sprache.
Die Russische Föderation als politischer Nachfolger der UdSSR hat die UN-Charta seiner Zeit zwar unterschrieben, aber ebenfalls unter Präsident Putin der Welt anschaulich gezeigt, wie man dort die Unterzeichnung von Verträgen und Vereinbarungen interpretiert: sie sind das Papier nicht wert, auf dem sie verfasst wurden.
Zwar haben auch westliche Unterzeichnerstaaten wie z.B. die USA auch immer wieder die UN-Charta seither missachtet, doch man sollte einzelne Fehltritte nicht mit groben Mißachtungen gleichsetzen. Wer die allgemeinen Menschenrechte einseitig nur als westliches Wertesystem versteht, das lediglich staatliche Vormachtstellungen anstrebt, hat den Geist der UN-Charte nicht verstanden.
Man kann im Westen ruhig eingestehen, das man viel zu lange die Rolle eines „Welterziehers“ gespielt hat, dass „Verteidigung der Demokratien“ oft nur bedeutete, eigene politische und wirtschaftliche Einflussnahme in fremden Ländern zu sichern, aber ein offener, menschenverachtender Umgang von Autokratien mit ganzen Volksgruppen im eigenen und auch in fremden Staaten spricht eine ganz andere Sprache.
Es ist auch festzustellen, das westliches Fehlverhalten im Westen selbst immer angeprangert wurde, was man im Osten von dortigem Fehlverhalten nicht gerade behaupten kann!
Umweltschutz, der Schutz unserer Erde, ist doch ein Wert für alle Menschen, oder nicht? Ist da das Abfeuern von hunderten von Rakten täglich auf einen unliebsamen Nachbarn wie im Falle Russlands auf die Ukraine, für welche eigennützigen Interessen auch immer, nicht eine grobe Verfehlung?
Freilich, man kann die Urheberschaft des Menschen für den Untergang unserer natürlichen Lebensbedingungen leugnen, wie z.B. ein Donald Trump, man kann ukrainische Menschen als unwertes Leben vernichten wollen wie ein Putin, oder man kann Uiguren in China misshandeln, foltern und die Feststellung dieser Verbrechen an der Menschlichkeit als Einmischung in innere Staatsangelegenheiten zurückweisen.
Ja, wir benötigen tatsächlich Wertegemeinschaften, besser noch eine weltumfassende Wertegemeinschaft, um unser Überleben auf diesem Planeten überhaupt noch gewährleisten zu können. Wir können die Welt nicht in zwei Machtsphären aufteilen, wie es derzeit von Russland und China geträumt wird, denn die Erde ist unteilbar.
Ohne Wertegemeinschaft wird die KI eher das massenhafte Verbreiten von Fake News vorantreiben. KI ist derzeit noch sehr unreif und bedingt viele echte Fehler, aber Wahrheit selbst kann keine Fehler vertragen, die Lüge schon, sie beruht sogar auf Fehlern!
Wie also umgehen mit KI und Informationstechnik ganz allgemein?
Wir benötigen dringend eine neue Medienkompetenz, eine, die sich frei macht von Echokammern sich selbst bestätigender Behauptungen, von wahllosen, verantwortungslosen Massenveröffentlichungen durch unkritisches Teilungsgehabe einzelner Individuen in social Media Kanälen, die anonym Gewalt, Verleumdung und Hetze betreiben.
Aber was bedeutet denn Medienkompetenz? Sie fängt an zu allererst beim Konsumenten selbst: was ich gerade lese,
- von wem stammt es überhaupt?
- welche Intention verfolgt der Verfasser?
- welche Motive könnte der Verfasser haben?
- auf welchen Quellen beruht es?
- sind die Quellen überhaupt vertrauenswürdig oder entsprechen sie lediglich meiner vorgefassten Meinung (Echokammer!)?
Dann wird man aber zusätzlich Regeln der Veröffentlichung benötigen:
- Keine Anonymität der Verfasser mehr
- redaktionelle Überarbeitung von Beiträgen analog Wikipedia
- klare Trennung von Fakten und Meinungen
- klare Kennzeichnung der Authentizität von Bild- und Tonmaterial nach dem Vorbild von „Wasserzeichen“ bei Banknoten
- Uploadfilter, die den Regeln gehorchen
- regelmäßige Überprüfung neuer Veröffentlichungen auf Fakes und deren Enthüllung und Archivierung; entfernen von Hatechats nach Ermittlung und Ahndung der Urheber
KI wird bereits auch positiv, kommerziell und erfolgreich eingesetzt. Es liegt nun an uns allen, sie kritisch zu verwenden, ihren Nutzen und ihre Gefahren richtig einzuschätzen. Die Betonung liegt auf: „uns allen, vor allem aber die Konsumenten.
Wir können mit Informationen nicht mehr so leichtsinnig umgehen, wie früher mit unseren Nahrungsmitteln. Bei letzteren fordern wir seit längerem immer mehr Metadaten über Inhaltsstoffe, Nährwert, Herkunft usw.. Wie viel mehr ist dies erforderlich bei Informationen, die unser Leben in der Gemeinschaft bestimmen?
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