Von den vielen Instrumenten die ich spiele stellt eines eine Besonderheit dar: die Ukulele. Die kleine Schwester der Gitarre wird oft als Spielzeug abgetan, sie ist aber ein geniales und vollwertiges Instrument für jedermann.
In den letzten Jahren hat sie ein grandioses Comeback gefeiert und es gibt viele Gruppierungen, die sich regelmäßig zum gemeinsamen Musizieren treffen. Bei mir im Stuttgarter Raum gibt es das Ukulele-Kollektiv im Laboratorium, wo sich zwanglos einmal im Monat Ukulele-Enthusiasten treffen, um gemeinsam Songs einzuüben, die vorher per eMail an alle Mitglieder verteilt werden.
Sie wird überwiegend als Akkordbegleitinstrument zum Gesang eingesetzt, kann aber auch solitisch überzeugen. Von Pop, Rock, Country, Folk bis hin zum Jazz ist alles möglich. Klar, das für mich der Jazz der Hauptbeweggrund war, denn ich spielte bereits Jahrzehnte Jazzgitarre. Ich war aber auf der Suche nach einem kleinen, portablen Instrument für alle Gelegenheiten, das auch im Flugzeug über Kopf verstaut werden kann.
Die Ukulele gibt es in verschiedenen „Körpergrößen“ von klein bis groß: Soparan, Konzert, Tenor und Bariton. Letztere ist dann wie eine Gitarre gestimmt, allerdings nur mit 4 Saiten, genauer gesagt die 4 oberen Saiten, die zwei Unteren fehlen. Die Mensur reicht von 28-52 cm wobei man unter Mensur den Abstand vom Steg bis zum Sattel versteht, zwischen denen die Saiten aufliegen.
Klären wir zunächst, was am Griffbrett vertikal als „oben“ und „unten“ verstanden wird: oben sind die tiefer klingenden, dickeren, unten die höher klingenden Saiten. Oft werden auch Nummern genannt: diesmal von unten nach oben 1., 2., 3., 4. Saite (Gitarre 5. und 6. Saite zusätzlich).
Ist die Bariton Ukulele also nach den unteren vier Gitarrensaiten gestimmt, in der Reihenfolge von oben nach unten: D, G, H, E, (die tieferen E und A Saiten fehlen) so sind die kleineren Geschwister eine Quarte höher gestimmt, wieder von oben nach unten: G, C, E, A was der Gitarrenstimmung im 5. Bund entspricht. Ich spreche hier nur von den Standardstimmungen, es gibt auch andere.
Die Gitarrengriffe für die unteren, hohen vier Saiten der Gutarre sind also 1:1 übertragbar, man muss lediglich beachten dass ggf. alles eine Quarte höher klinkt: z.B. ist der typische Gitarrengriff D-Dur auf den Ukulelen Sopran-Tenor dann ein G-Dur usw.., auf der Bariton Ukulele ist er wie bei der Gutarre ein D-Dur.
Dass die Ukulele nur über 4 Saiten verfügt macht sie grifftechnisch einfacher und harmonietechnisch übersichtlicher: selbst komplizierte Akkorde, wie sie im Jazz benötigt werden, können mit 4 Tönen abgebildet werden - sogenannte Septakkorde. Man bekommt also nicht nur die Grundakkorde bestehend aus Grundton, Terz und Quinte, sondern auch die Septime dazu. Durch teilweises Weglassen der Terz oder Quinte und Akkordumcherungen können auch None, Dezime, Undezime und Terzdezime zum Klang gebracht werden, mit sehr interessanten Klangfarben.
Noch ein Unterschied bei der Ukulele: die oberste Saite, eigentlich die tiefste, ist als Standard eine Oktave höher gestimmt, was den typischen Hawai Sound erzeugt. Für Jazz ist da das sogenannte Tief-G aber die bessere Wahl.
Ich bin absolut ein Vertreter der Tenor Ukulele und spiele ein Instrument vom französischen Gutarrenbaumeister Dupont.
Maurice Dupont machte sich einen Namen als Bauer für Gypsy- oder Manouche Gitarren im Stil der Maccaferri und Selmer Gitarren wie sie Django Reinhardt spielte.
Für mich als Spieler solcher Gitarren lag es daher sehr nahe, auch eine Ukulele in dieser Bauweise zu wählen: die Dupont UKE-20 Tenor Ukulele ist aus massivem Ahorn und massiver Fichtendecke gefertigt, das Griffbrett des Halses aus Ebenholz. Sie gehört preislich zu den teueren Ukulelen, aber ich konnte sie gebraucht erwerben. Die Gypsy Merkmale sind das D-Schalloch (Grande Bouche) und die Form des cutaway. Das typische Gypsy Tailpiece ist konstruktiv durch einen üblichen, auf der Decke aufgeleimten Steg gestaltet (Nylonsaiten statt Stahlseiten).
Auf meinem Youtube Kanal gibt es viele Klangbeispiele:
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