Ich glaube, angesichts des aktuellen Krieges in der Ukraine, der politischen Verhältnisse in der Russischen Föderation, dem Iran und auch in China, aber auch im Westen und überall sonst auf der Welt, wo überwiegend Männer das Sagen haben, wird es endlich einmal Zeit, über die wahren Ursachen von Konflikten zu sprechen.
Die Idee hierzu schwelte schon länger in meinem Kopf, aber ausgerechnet das aktuelle „Manifest für Frieden“ der Initiatorinnen Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht hat mich nun endgültig veranlasst, einmal grundsätzlich über die Rollen von Mann und Frau nachzudenken.
Warum ist ausgerechnet dieses Friedensmanifest der Auslöser? Weil dieses Manifest nicht nur zur Unzeit kommt, völlig alle Realitäten ignoriert, und auch noch von Frauen verfasst wurde, von denen eine der beiden sich lebenslang doch gerade für die Emanzipation der Frauen engagierte. Beide wunderten sich ja gegenseitig bei ihrer Bekanntgabe dieses Manifestes, Seite an Seite zustehen, und ja, ich wundere micht auch ein wenig.
Beide Frauen eint wohl ein scharfer Verstand und die Tatsache, dass Veränderung eher ein linkes Anliegen in der Gesellschaft darstellt als ein konservatives, rechtes. Schade nun eigentlich, dass bei diesem Manifest ausgerechnet rechtsaußen aufjubelt und sich zur neuen Friedenspartei aufspielt: die AfD. Soviel aber vorneweg: diese beiden Frauen lassen in ihrem Manifest wenig weibliche Fürsorge erkennen, insbesondere Frau Wagenknecht scheint es eher für eine von ihr geplante, neue politische Linke zu instrumentalisieren.
Mir kommt bei dem Thema Mann-Frau-Konflikt Danaan Parry in den Sinn, dessen alter Bestseller „Krieger des Herzens“ mich stark für diese Art des Denkens sensibilisiert hat. Parry hatte im Irlandkonflikt erkannt, dass sich politische Konflikte bis hin zu grausamen, gewalthaften Auseinandersetzungen fast immer auf diesen Grundkonflikt zwischen Mann und Frau zurückführen lassen: die Männer wollen das Problem immer auf dem Schlachtfeld lösen, und die Frauen wollen ihre Männer und Söhne hierfür aber nicht hergeben.
Erinnern wir uns daran, wie kürzlich Putin selbst abermals virtuos auf der Klaviatur der Manipulation spielte, als er scheinbar russische Kriegswitwen öffentlichkeits- und propagandawirksam zu einem Fersehgespräch einlud, ein Gespräch, das dann eher einem Monolog des Präsidenten glich, in dem er versuchte, vor überwiegend kremeltreuen Funktionärinnen statt Witwen vaterländischen Stolz als Trost und Rechtfertigung seiner angeworfenen Kriegsmaschinerie darzustellen, die erbarmungslos Männer in einem Fleischwolf an der Front in der Ukraine verheizt. Sein einziger Schachzug, weniger Witwen für seine ideologischen, neostalinistischen Phantasien zu erzeugen ist, sein Kanonenfutter überwiegend aus einer nicht staatlichen Wagner Gruppe zu rekrutieren und dabei auch auf Häftlinge und sozial Geächtete zurückzugreifen, mit dem Angebot von Straffreiheit, wenn sie an der Front überleben sollten.
An diese sogenannten Witwen richtete Putin sinngemäß die Worte: „Wir müssen alle einmal sterben, das ist einfach so, aber viele Menschen wissen gar nicht wofür sie leben - Ihre Söhne und deren Brüder und ihre Ehemänner haben aber ein sinnvolles Leben gelebt“ - so oder so ähnlich sein Trost schenkendes Fazit vor dieser künstlichen, gruseligen Kulisse - eine zynische KGB-Methodik eben.
Das erinnert doch stark an uns allen bekannte Nazi-Propaganda der Vergangenheit - nur dass gerade dieser neue Hauptvertreter einer neostalinistischen, faschistischen Ideologie, diese ausgerechnet seinem Kriegsopfer Ukraine unterstellt, und natürlich auch den deutschen Unterstützern wegen ihrer Lieferung von Kampfpanzern. Mit welch einfachen Lügen man doch sein eigenes Volk für dumm verkaufen kann! Schon steht der Obermacho Ramsan Achmatowitsch Kadyrow aus Tschetschenien auf und droht dem Osten von Deutschland mit Besetzung: „Wir müssen zurückkehren, das ist unser Territorium.“ sind seine Worte - Frau Wagenknecht, ist das tatsächlich Ihre Angst? Und sind Waffenstillstand sofort und Verhandlungen mit derartigen Antihumanisten und Machos ihr wirkliches Anliegen?
Weiter unterstellt Frau Wagenknecht an anderer Stelle (Maischberger 8.2.23 im Gespräch mit Gerhart Baum) den aktuellen ukrainischen Machthabern eine Art Kremelmentalität und den ukrainischen Eliten eine ebensolche Korruptionsverseuchung wie sie im Kremel vorherrscht. Dass die Ukraine gerade vehement gegen derartige Korruptionstendenzen vorgeht, schon aus Interesse eines EU-Beitrittes, wird schamhaft verschwiegen.
Verschwiegen wird im Manifest auch, wer denn eigentlich der Verursacher von Zerstörung, Vergewaltigung und Deportation überhaupt ist. Das einzige Zugeständnis dabei im Manifest lapidar und unkommentiert: die Ukraine wurde von Russland überfallen, das ist nicht gut.
Hier lässt Frau Wagenknecht jegliche weibliche Fürsorglichkeit vermissen und glänzt mit kaltem Intellekt, der sich dann auch noch zu unpassenden Vergleichen hinreißen läßt (Maischberger 8.2.23 im Gespräch mit Gerhart Baum): da werden von ihr aktuelle Umfragen in der Ukraine über den tatsächlichen Widerstandswillen der Ukrainer in Frage gestellt, nicht aber tatsächlich manipulierte Umfragen Putins in den annektierten Gebieten zu deren Beitrittswillen zur Russischen Föderation. Da werden 15.000 ukrainische Männer instrumentalisiert, die in das ukrainische Militär eingezogen werden sollen, und aber an der Grenze vom eigenen Staat nach gültigem Kriegsrecht natürlich gegen ihren Willen aufgehalten werden, was in den Augen von Frau Wagenknecht ein deutliches Zeichen mangelnden Widerstandswillens in der Ukraine wäre. Dass selbst die Frauen der erfolgreich Eingezogenen und der vielen Freiwilligen aber in das Kriegsgebiet zurückkehren, um für ihre Männer dazusein, ist nicht weiter erwähnenswert.
Aber kommen wir zurück zum Thema Mann, Frau.
Die Frauen waren es, die unlängst in Belarus auf die Straßen gegangen sind, bis sie der Macho Lukaschenko mit Waffengewalt und mit Unterstützung des Kremels zurück an den Herd gedrängt hat.
Putin selbst hat sein liebes Problem mit den Frauen: Pussy Riot und jüngst die Proteste von Frauen und Müttern nach der Mobilmachung. Die Mobilmachung war für Putin ein schwieriger Akt zwischen seiner Angst vor der Macht der Frauen und der Angst vor seinen extremeren Macho-Gefolgsleuten. Dieses ganz spezielle Klientel der aktuellen Machtelite in Russland ereifert und verzehrt sich, selbst in der Duma - einem „Parlament“ der Rusischen Föderation wie man hört! - mit Gewaltphantasien gegen westliche Städte und Politiker, die man doch mit Präzisionswaffen in wenigen Minuten ausradieren könnte und droht mit totaler Zerstörung. Von den verbalen Orgien in den russischen Staatsmedien mal ganz zu schweigen. Wenn das kein Macho-Gehabe ist! Ist das die beschworene Verhandlungsbereitschaft, die einem Friedensmanifest zudienen könnte, Frau Schwarzer, Frau Wagenknecht? Haben Sie beide überhaupt mal über realistische Verhandlungsvoraussetzungen nachgedacht?
Die iranischen Mullahs mit ihren Revolutionsgarden und religiös motivierten Kopftuchfeteschisten haben auch ihre liebe Not mit den Frauen: wieder eine ideologisch begründete Gewalt und Unterdrückung, diesmal im religiösen Mäntelchen.…..soll ich noch fort fahren?
Was hören wir hierüber insgesamt von Frau Wagenknecht und Frau Schwarzer? Wenig bis gar nichts! Kein Manifest in weiter Sicht.
Es ist schon so, dass ein Besuch der beiden Initiatorinnen der Petition in der Ukraine an der Front ein derart empathielos anmutendes, ja fast schon zynisches Manifest, verhindert hätte, und die dort bestehenden Realitäten diesem naiv-pazifistische Gehabe reifere Schlussfolgerungen abgerungen hätten, z.B. nämlich solche:
Wenn einer aus welchen Gründen auch immer den anderen mit Gewalt überfällt, dann hat der Überfallene alles Recht zur Selbstverteidigung. Wenn nun der Überfallene zunächst mit seinen Mitteln auch noch völlig unterlegen ist, hat er alles Recht auf Hilfestellungen jeder Art durch seine Unterstützer. Waffen sind nun mal leider die einzigen Mittel in akuter, gewaltsamer Bedrohung. Was bitte kann man hierbei nicht verstehen? Das Waffen immer tödlich sind?
Nehmen wir mal ein Beispiel, das Frauen vielleicht besser verstehen werden: Ein Mann vergewaltigt eine Frau - wie kann diese sich noch während der Tat und fortan vor solchen Übergriffen verteidigen? Durch Verhandlungen auf Augenhöhe sofort und während oder gleich nach der Tat? Oder vielmehr zunächst erst durch unmittelbare Zwangsmaßnahmen ebenfalls mit Gewalt, die diese Aggression aufhalten, den Täter isolieren bis in einem späteren, weiteren Schritt irgendwann mal eine Täter-Opfer-Konfrontation ermöglicht werden kann.
Ganz ähnlich ist dies im Ukrainekrieg: der Mann (Kremel) vergewaltigt die Frau (Ukraine). Das Tatmotiv einer Vergewaltigung ist hier übrigens ebenfalls identisch: Macht über andere, Demütigung des Opfers bis hin zur Vernichtung. Wollen wir nun darauf unmittelbar mit Verhandlungen zwischen Täter und Opfer auf Augenhöhe antworten - Frau Schwarzer, Frau Wagenknecht? Oder scheint Ihnen das Beispiel zu weit hergeholt?
Geht dieser Demütigung des Aggressors Putin aber vielleicht doch eine eigene Demütigung voraus? Was für ein passender Zeitpunkt, darüber nachzudenken! Wurde Russland nach dem Zerfall der UdSSR vom Westen tatsächlich gedemütigt, oder einer seiner Vertreter? Etwa durch NATO-Erweiterung von ursprünglich 16 auf inzwischen 30 Staaten, obwohl der Warschauer Pakt sich doch aufgelöst hatte? Haben sich die Beitrittsstaaten nicht aus berechtigter Angst vor einem unkalkulierbaren Aggressor freiwillig zu diesen Schritt entschlossen? Hätte man lieber sagen sollen: „nein, wollt bitte lieber nicht der NATO beitreten, dass könnte Russland provozieren, gerade so wie heute jede neue Waffenlieferung des Westens eine Provokation für Putin sein könnte?
Man kann Fehler des Westens durchaus eingestehen, man kann diese aber nicht als Demütigung eines Machthabers verstehen, der bereits unter Gorbatschow keinen Hehl aus seinem Haß gegenüber dem Westen machte und dem der damalige, neuen Weg der russischen Seite in Richtung Glasnost und Perestroika zuwider war - versöhnende Bundestagsrede des Herrn Putin 2001 hin oder her. Herr Putin war bereits damals weiterhin der Hinterhofjunge seiner Jugendzeit, der gelernt hatte seine Interessen mit Raufereien und Prügelein durchzusetzen. Und er war inzwischen geschulter KGBler. Respekt verdient in seinen Augen nur, wer es ihm gleichtut und ihm die Stirn bieten kann - Machogehabe eben.
Doch weiter in der Analogie Vergewaltigung.
Freilich, in einem Rechtsstaat gibt es eine Exekutive, die unmittelbar und mit Zwang für Sicherheit sorgt, bis die Judikative später rechtmäßig urteilt. Im Staatenverbund haben wir soetwas nicht wirklich, es sei den die UNO würde einen sofortigen Blauhelmeinsatz in der Ukraine anordnen…..aber wir wissen, das würde am Veto des Vergewaltigers/Aggressors selbst natürlich scheitern, der ja Teil dieser Einrichtung ist.
Also was tun wir aktuell völlig zu recht? Wir setzen das Opfer (Ukraine) unmittelbar in den Stand, im aktuellen Vergewaltigungsprozess dem Täter zu widerstehen - mit Gewalt freilich (Waffenlieferungen), wie sonst?
Müssen die Unterstützer der Ukraine jetzt ständig davor Angst haben, selber vergewaltigt zu werden? Nur wenn sie sich wie Zuschauer verhalten, die zwar alles schrecklich finden, das ganze Gerede um Waffen in dieser Situation aber als einseitig, unangemessen oder gar gefährlich empfinden und abtun, und dabei noch unehrlich darauf vertrauen, dass bisherige Garantiemächte es schon an ihrer statt richten werden.
Ja, jemandem beizustehen, der willkürliche Gewalt erfährt, ist gefährlich für einen selbst! Noch gefährlicher aber ist es, wenn man nur zuschaut, wenn man versucht mit einem Aggressor zu reden, der gar nicht reden will sondern mit Gewalt handeln will, weil er sein Gegenüber verachtet.
Wollte Putin anfangs noch scheinbar unterdrückten russischen Volkgenossen im Donbass zu Hilfe eilen, so ist dies längst zu einer Auseinandersetzung mit dem gesamten Westen entartet - spätesens seit seinem Schulterschluss bei den olympischen Winterspielen 2022 in Beijing mit Xi Jinping: man will die inzwischen als monopolar aufgefasste Weltordnung der Neuzeit unter Führung der USA wieder durch eine bipolare ersetzen.
Dieses Denken in Machtblöcken ist zutiefst männlicher Natur. Diese männliche Struktur drückt sich aus auch in unseren Bildungssystemen: MINT-Fächer sind wichtiger als soziale Kompetenz. MINT-Berufe werden besser bezahlt als soziale Berufe…..muss ich weiterschreiben?
Also: mehr echte Weiblichkeit im Alltagsgeschehen würde uns allen gut tun - und ich meine jetzt gerade nicht jene, die sich in aufgetakelten Äußerlichkeiten verliert, um sich der Machowelt anzudienen.
Frauen an die „Front“ - um in der männlichen Sprache zu bleiben.
Nicht: „Schwerter zu Pflugscharen“ sondern „globaler Aufstand aller Frauen gegen Machos“ - das ist ein realistischer Apell, Frau Wagenknecht, Frau Schwarzer! Dann löst sich auch das Waffenproblem von selbst und so manch anderer Weltkonflikt.
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